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Beitrag von Eaglesword Mo 08 Jan 2018, 20:24

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04.01.18  Zum Ursprung von Vogelfeder und Vogelflug
Vogelfedern sind die komplexesten Körperanhänge im Tierreich und der Vogelflug gehört zu den faszinierendsten Fähigkeiten von Tieren. Seit Mitte der 1990er-Jahre wurden zahlreiche Dinosaurier-Gattungen mit feder- oder flaumartigen Körperbedeckungen entdeckt. Und es wurden in dieser Zeit neue Modelle der Federentstehung entwickelt. Auf dieser Basis gilt die Entstehung von Vögeln ausgehend von Dinosauriern evolutionstheoretisch als gut begründet. Kürzlich veröffentlichte die Studiengemeinschaft Wort und Wissen ein „Special Paper“ von Reinhard Junker, in dem die evolutionstheoretischen Fragen rund um die Entstehung von Vogelfeder und Vogelflug kritisch diskutiert werden. Wir bringen nachfolgend eine Zusammenfassung dieser Arbeit.
Federn als synorganisierte Gebilde.
Vogelfedern sind die komplexesten Körperanhänge im gesamten Tierreich. Für ihre Flugtauglichkeit werden höchste Ansprüche an Material, Bau und Steuerung gestellt, damit Leichtheit, Robustheit, Biegsamkeit und Beweglichkeit gewährleistet sind. Der Feinbau mittels Fasern und Faserbündeln aus beta-Keratin ist äußerst komplex und von der im Follikel befindlichen Spule bis zur Spitze unterschiedlich. Das Bogen-Hakenstrahlen-System ermöglicht kontrolliertes Öffnen und leichtes Schließen. Ein komplexes Geflecht aus Muskeln, Sehnen, Nervenbahnen, Sinneskörperchen und Fettgewebe ermöglicht eine abgestimmte Bewegung und straffe Verankerung der Federn. Zur Gewährleistung der Funktionalität der Federn müssen die verschiedenen Aspekte der Federfeinstruktur und des Federbaus fein aufeinander abgestimmt sein (Synorganisation). Die Federn selbst sind nur ein Teil der notwendigen Voraussetzungen für die Flugfähigkeit der Vögel. Auch zahlreichen anatomischen, physiologischen und verhaltensbiologischen Erfordernissen muss Rechnung getragen werden.
Entstehungsmodelle.
Evolutionäre Modelle müssen die Details des Federbaus und des Flugsystems sowie ihrer Steuerung berücksichtigen. Das heute gängige Federentstehungsmodell von Prum (1999) und ähnliche Modelle orientieren sich an den ontogenetischen Abfolgen des Federwachstums. Mit 5-8 Stadien sind sie allerdings viel zu grob, um eine evolutionäre Entstehung realistisch modellieren zu können. Ein Großteil der histologischen und anatomischen Verhältnisse bleibt unbeachtet. Ein Abgleich der Modelle mit den einzelnen Erfordernissen für Federn und Flug erweist die Modelle als untauglich. Es ist daher im Wesentlichen ungeklärt, wie flugtaugliche Federn allein durch zukunftsblinde Variation und Selektion und andere rein natürliche Prozesse entstanden sein könnten.
Fossilien.
Seit Mitte der 1990er-Jahre ist mehr als ein Dutzend fossiler Gattungen mit flaumartiger Körperbedeckung (sog. „Dino-Flaum“) gefunden worden, die zu verschiedenen Gruppen von Dinosauriern gehören, darunter zu solchen, die in die Nähe der Vögel gestellt werden (sog. „Nicht-Vogel-Dinosaurier“). Daher werden diese faserigen, z. T. büscheligen oder gering verzweigten Körperanhänge meistens als einfache Federn interpretiert und als Protofedern bezeichnet. Es ist aber nicht erkennbar, ob überhaupt Follikel (im Körper eingesenkter Teil der Federn) erhalten waren, und es ist nicht sicher nachweisbar, ob manche dieser Gebilde hohl waren. Die Bezeichnung „Feder“ ist daher fragwürdig. Aufgrund der sehr weiten systematischen Verteilung von „Dino-Flaum“ wird diskutiert, ob eine faserige bzw. haarartige Körperbedeckung ein allgemeines Kennzeichen der Dinosaurier sein könnte, womit es seinen Indiziencharakter als mögliche Federvorstufe einbüßen würde.
Bei einer Reihe von sog. Nicht-Vogel-Dinosauriern unterschiedlicher systematischer Zugehörigkeit wurden auch flächige Konturfedern nachgewiesen. Diese sind im Wesentlichen heutigen Federn vergleichbar. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich dabei um sekundär flugunfähig gewordene Vögel handelt. Im Fossilbericht zeigt sich eine deutliche Kluft zwischen Gattungen mit Dino-Flaum und solchen mit Konturfedern.
Stratigraphische Abfolge.
Nicht-Vogel-Dinosaurier mit Flaumbedeckung oder Konturfedern sind nicht nur im cladistischen System recht unsystematisch verteilt, sondern treten in den geologischen Stufen ohne klar erkennbare Ordnung auf. Die geologisch ältesten Gattungen mit Konturfedern sind etwa gleich alt wie die ältesten bekannten Gattungen mit Flaum. Viele Nicht-Vogel-Dinosaurier-Gattungen mit Flaum sind geologisch deutlich jünger als eine Reihe von Gattungen mit flächigen Federn und auch jünger als zahlreiche Vogel-Gattungen der Enantiornithes (Gegenvögel) und Ornithurae („Vogelschwänze“). Gemessen an der stratigraphischen Abfolge ist kein Trend einer Federevolution erkennbar.
Hypothesen zu Vogelflug.
Bezüglich der Entstehung des Vogelflugs stehen sich die Cursorialtheorie (evolutiver Beginn des Fluges mit schnellen Läufern vom Boden aus) und die Arborealtheorie (Beginn von Bäumen aus) gegenüber. Die Begründungen für die konkurrierenden Modelle sind ziemlich vage und beruhen vor allem auf Gegenargumenten gegen das jeweils konkurrierende Modell. Die Einwände sind so zahlreich und grundlegend, dass beide Szenarien unglaubhaft sind. Neuere Ansätze wie Flugentstehung auf dem Weg über das „WAIR“-Verhalten („wing-assisted incline running“) oder ein „Sturzflug-Modell“ (Pouncing-Proavis-Modell) scheitern ebenfalls an zahlreichen Einwänden. Wie bei den Federentstehungsmodellen bleiben viele relevante Details unberücksichtigt, weshalb auch die Flugentstehungsmodelle unrealistisch sind.
Selektionsfaktoren.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Wissenschaftler der Auffassung, dass Federn nicht von Anfang an auf Flugfähigkeit selektiert wurden, sondern zunächst eine andere Funktion erfüllt haben und später für Flugzwecke kooptiert wurden. Über eine mögliche Erstfunktion (und damit zusammenhängend anfängliche Selektionsdrücke) gibt es verschiedene Auffassungen, ein Konsens ist nicht in Sicht, und Fossilien ermöglichen dazu keine Klärung. Mit dem Umweg über eine andere Erstfunktion von Federn als die der Flugtauglichkeit wird zudem nur sehr wenig gewonnen, weil ein Großteil der für das Fliegen erforderlichen Einrichtungen für alle anderen diskutierten Zwecke nicht benötigt wird.
Methodische Fragen.
Die Frage nach der Testbarkeit von Feder- und Flugentstehungstheorien wird in der Fachliteratur nur selten behandelt. Ein direkter (experimenteller) Test ist grundsätzlich nicht möglich, da es sich um historische Prozesse handelt, die anders als im experimentellen Bereich durch möglichst viele bestätigende Befunde (im Vergleich zu konkurrierenden Hypothesen) geprüft werden. Diskutiert werden folgende Kriterien: Änderungsschritte müssen realistisch, kontinuierlich und in der zeitlichen Abfolge passend sein, zu Cladogrammen passen, die funktionelle Ganzheit der Organismen muss berücksichtigt werden. Diese Testkriterien sind jedoch weich, in der Praxis meist vage. Vor allem fallen die vorgeschlagenen Modelle dem Kriterium der Kontinuität und der Berücksichtigung der funktionellen Ganzheit durch.
Schöpfung.
Ein grundlegendes Kennzeichen von Wissenschaft ist Wahrheitsorientierung und somit Offenheit auch für grundsätzlich verschiedene Ansätze. Die Möglichkeit einer Schöpfung – einer willentlichen, zielorientierten Hervorbringung durch einen geistbegabten Schöpfer – kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Die Festlegung auf den naturalistischen Ansatz, wonach nur Naturgesetze, Zufall und plausible Randbedingungen in Erklärungen zugelassen, ist wissenschaftstheoretisch nicht zu rechtfertigen und führt zu Zirkelschlüssen. Zahlreiche Befunde im Bau von Federn und in der Fossilüberlieferung sowie das nachhaltige Scheitern naturalistischer Entstehungshypothesen zur Entstehung von Vogelfeder und Vogelflug können als Indizien für einen Schöpfer gewertet werden.
Der Artikel (PDF, 9,2 MB) ist unter www.wort-und-wissen.de/artikel/sp/b-17-1_feder-und-flug.pdf frei verfügbar.


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Beitrag von Eaglesword Sa 20 Jan 2018, 16:09

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18.01.18  „Dino-Duck“ Halszkaraptor – „rätselhaft und bizarr“
Erneut wurde ein Dinosaurier-Fossil gefunden, dessen Merkmale in kein systematisches Schema passen, sondern einen unerwarteten Mix repräsentieren. Überraschend ist das aber nur, wenn man von einer evolutionären Geschichte des Lebens ausgeht. Aus der Schöpfungsperspektive sind ungewöhnliche Merkmalskombinationen durchaus zu erwarten. Denn ein Schöpfer hat die Freiheit, Mosaikformen hervorzubringen, die nicht von Zwängen hypothetischer Abstammungsprozesse bestimmt werden.
Das Tier ist so seltsam und seine Merkmalskombination so sperrig wie sein Name klingt. Einer der Entdecker, der Paläontologe Andrea Cau (Bologna), beschreibt es als „rätselhaft und bizarr, mit einem völlig unerwarteten Mix aus außergewöhnlichen Merkmalen; die aufregendste Herausforderung für einen Paläontologen“.1 Die Rede ist von der zur Dinosaurier-Familie Dromaeosauridae gestellten Art Halszkaraptor escuillie, die nach der polnischen Paläontologin Halszka Osmólska und dem Fossiliensammler François Escuillié benannt ist; der Namensteil „raptor“ steht für „Räuber“. Das Tier war etwa so groß wie eine Ente und an eine Ente erinnern auch manche seiner Merkmale (s. u.). Da in der „Branche“ Fälschungen nicht ausgeschlossen sind, unterzogen die Forscher das Fossil einer umfassenden 3-D-Analyse und sind aufgrund der Ergebnisse von seiner Echtheit überzeugt. Das Fossil ist komplett in der Gesteinsmatrix eingebettet und vollständig intakt.
Überraschend ist die ungewöhnliche Kombination von Merkmalen.
Einerseits besaß das Tier einen langen Hals (50% der Länge von Schnauze bis Kreuzbein) und ans Schwimmen angepasste kurze Vorderextremitäten mit flachen, dünnwandigen Knochen und verlängerten Fingern. Andererseits hatte es lange Beine und war zweibeinig als Läufer unterwegs. Der Kopf war entenartig, aber der Kiefer war mit für einen Dinosaurier ungewöhnlich vielen spitzen Zähnen besetzt, die zum Greifen von Beute geeignet waren. Die Wissenschaftler beschreiben die zweibeinige Körperhaltung als analog der Situation heutiger Vögel.2 Die Forscher schließen auf eine amphibische Lebensweise, wobei der lange Hals zum Gründeln verwendet worden sein dürfte. Dafür spricht auch das Vorhandensein eines gut ausgebildeten Netzwerks von Kanälen (vermutlich mit Nerven und Blutgefäßen) im Zwischenkieferknochen, das dem Tier ein gutes Tastvermögen verliehen haben dürfte. Der Bau der Wirbelkörper lässt auf eine biegsame Wirbelsäule schließen und ist typisch für undulierende (wellenförmig sich fortbewegende) Schwimmer.
Die neue Gattung wird zu den Dromaeosauriden gestellt, einer Gruppe der Maniraptoren („Handräuber“). Zu den Maniraptoren gehören die mit den Vögeln nächstverwandten Dinosaurier-Familien. Nach Cau et al. (2017, 397) handelt es sich bei Halszkaraptor um das erste Beispiel eines Dinosauriers mit „doppeltem Fortbewegungsmodul“; Bau und Ökologie weichen markant von anderen Maniraptoren ab.
In Pressemeldungen ist auch von Federn die Rede und Rekonstruktionen werden entsprechend gezeichnet (s. Link unten), doch sind in der Originalarbeit keine Informationen dazu zu finden. Vermutlich wird aufgrund der Position im Cladogramm auf eine flaumige Körperbedeckung geschlossen, die häufig irreführend als „Federkleid“ bezeichnet wird.
Warum ist ein solcher Merkmalsmix unerwartet?
Cau et al. (2017) schreiben, dass die meisten Merkmale von Halszkaraptor bei den Maniraptoren nicht vorkommen, obwohl diese gemäß der Evolutionstheorie den Vögeln nahestehen. Sie teilen jedoch einige Merkmale mit Reptilien und Vögeln mit aquatischer oder semiaquatischer Ökologie, sind also typisch für am oder im Wasser lebende Tiere.3 Ein solches Merkmalsmosaik steht quer zu etablierten evolutionären Abstammungszusammenhängen. Natürlich kann auch Halszkaraptor wie jede andere Art in ein Cladogramm eingefügt werden; sie steht an der Basis der Dromaeosauriden, doch das ist nur bei Annahme vieler Konvergenzen möglich (mehrfache unabhängige Entstehung ähnlicher Merkmale).
Zudem steht das stratigraphische Alter dazu in klarem Widerspruch: Halszkaraptor stammt von der Fossillagerstätte Ukhaa Tolgod in der Wüste Gobi in der Mongolei aus der oberen Oberkreide. Viele Dromaeosauriden, aber auch viele abgeleitete Formen und Dutzende Vogelgattungen der Gegenvögel und der Ornithurae (also deren mutmaßliche Nachfahren) sind bereits aus Gesteinen der unteren Unterkreide überliefert und weisen damit ein deutlich höheres stratigraphisches Alter auf. Der berühmte Archaeopteryx stammt sogar aus noch älteren Schichten des Oberjura und einige eindeutig gefiederte Dino-Gattungen mit unklarer Flugfähigkeit werden noch älter eingestuft. Insgesamt ist verständlich, dass der Merkmalsmix und die stratigraphische Position von Halszkaraptor unerwartet ist, wenn man von einer evolutionären Ableitung der Vögel von den Dinosauriern ausgeht.
Betrachtet man die neue Gattung aus der Perspektive einer Schöpfungsanschauung, kann Folgendes gesagt werden: Ein Schöpfer hat die Freiheit, von ihm geschaffene Merkmale in einer für uns unerwarteten Weise zu kombinieren. Man kann daher durchaus erwarten, dass der theoretisch denkbare Formenraum möglicher Gestalten von Pflanzen und Tieren durch den Schöpfer vielseitig gefüllt werden kann, völlig unabhängig von irgendwelchen Zwängen, die sich aus hypothetischen Abstammungs- und Aufspaltungsprozessen ergeben. Aus dieser Sicht sind weder ungewöhnliche Merkmalsmosaike noch unpassende stratigraphische Positionen überraschend.
Wichtig ist: Halszkaraptor ist kein Einzelfall.
Gerade im Formenkreis Dinosaurier – Vögel sind unterschiedlichste Merkmalsmosaike bekannt, was sich in einer geradezu ausufernden Anzahl von Konvergenzen in Cladogrammen bemerkbar macht, worauf viele Kenner des Sachverhalts immer wieder hinweisen; Halszkaraptor ist nur ein besonders markantes Beispiel. (Vergleiche auch Buntes Merkmalsmosaik: Ein „Schnabeltier“ unter den Raubdinosauriern)
Literatur
Cau A, Beyrand V, Voeten DFAE, Fernandez V, Tafforeau P, Stein K, Barsbold R, Tsogtbaatar K, Currie PJ & Godefroit P (2017) Synchrotron scanning reveals amphibious ecomorphology in a new clade of bird-like dinosaurs. Nature 552, 395-399.
Bilder und Rekonstruktion:
http://www.huffingtonpost.ca/2017/12/07/newly-discovered-dinosaur-halszkaraptor-escuilliei-looks-like-a-mix-of-a-penguin-duck-and-swan_a_23300819/
http://cdn.sci-news.com/images/enlarge4/image_5516e-Halszkaraptor-escuilliei.jpg
Anmerkungen
1 „so enigmatic and bizarre, with a completely unexpected mix of strange features. It was the most exciting challenge for a paleontologist!” (https://news.nationalgeographic.com/2017/12/duck-dinosaur-amphibious-halszkaraptor-fossil-mongolia-science)
2 „… it developed postural adaptations convergent with short-tailed birds” (Cau et al. 2017, 395). „… a body posture that was more erect on land, which is analogous to the postures of modern birds“ (Cau et al. 2017, 397).
3 „… revealed a mosaic of features, most of them absent among non-avian maniraptorans but shared by reptilian and avian groups with aquatic or semiaquatic ecologies“ (Cau et al. 2017, 395).
 


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Beitrag von Eaglesword Do 08 Feb 2018, 22:40

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30.01.18  Paradebeispiel für Co-Evolution in Frage gestellt
Bisher galt als Lehrmeinung, dass Schmetterlinge und bedecktsamige Blütenpflanzen „Hand in Hand“ evolvierten. Doch nun zeigen fossile Reste von Schmetterlingsschuppen, dass die einen Saugrüssel tragenden Schmetterlinge sehr viel früher existiert haben. Der Fall zeigt beispielhaft: Stimmige „Geschichten“ sind keine Erklärungen und es muss mit umfangreichen geologisch nicht überlieferten Lebensräumen gerechnet werden.
Schmetterlinge (Lepidoptera) sind der Inbegriff für Symbiose, d. h. eine Vergesellschaftung von Individuen zweier verschiedener Arten, die für beide Partner vorteilhaft ist. Die nektarsaugenden Falter nehmen mit ihrem Saugrüssel beim Blütenbesuch auch Pollen auf bzw. geben ihn ab und ermöglichen auf diese Weise bei vielen Pflanzen die Bestäubung. Sie selber erhalten nahrhaften Nektar aus den Blüten. Was liegt im Rahmen einer evolutionären Weltsicht näher als die Annahme, dass die Entstehung von Schmetterlingen und nektarproduzierenden Blütenpflanzen (Angiospermen) Hand in Hand ging? Diese Geschichte war bisher Lehrmeinung und mit den bekannten Fossilfunden vereinbar. Allerdings ist der Fossilbericht dieser Insektengruppe sehr dürftig. Der bislang älteste Fund stammte aus der Unterkreide und wird auf 129 Millionen radiometrische Jahre (MrJ) datiert. Molekulare Studien sprechen unter evolutionstheoretischen Voraussetzungen jedoch dafür, dass die Lepidopteren schon sehr viel früher entstanden sind als die Angiospermen, nämlich (je nach verwendeter Methode) im Perm oder in der oberen Trias (> 200 MrJ), während eindeutige Angiospermen-(Makro-)Fossilien erst ab der Unterkreide bekannt sind.
Nun wurden in der Nähe von Braunschweig in einem Sedimentbohrkern aus dem Bereich der Grenze Trias / Jura unter anderen Mikrofossilien zarte, schuppenähnliche Gebilde entdeckt (Van Eldijk et al. 2018). Etwa 70 Schuppen konnten genauer analysiert werden. Die Untersuchung ergab, dass einige von diesen Schuppen Merkmale besaßen, die typisch sind für Flügelschuppen der Gruppe der Glossata, den Motten und Schmetterlingen mit Saugrüssel. Der Besitz solcher Schuppen, die Flügel, Beine und den Körper bedecken, ist das namengebende Merkmal der Lepidoptera – „Schuppenflügler“ (gr. lepis, Schuppe). Besonders die auf den Flügeln sitzenden Schuppen sind taxonomisch informativ, d. h. sie erlauben eine recht genaue Zuordnung zu einer bestimmten Gruppe. Damit ist nun der fossile Nachweis erbracht, dass Schmetterlinge 70 MrJ früher existiert haben als bisher bekannt und ca. 50 MrJ vor dem ersten Nachweis von Angiospermen. Die Geschichte von der Co-Evolution von zwittrigen, nektarführenden Blüten und Insekten mit Saugrüssel passt also nicht mehr zum fossilen Befund.
Wie könnte eine neue „Geschichte“ aussehen?
Die Forscher mutmaßen, dass der Saugrüssel anfangs als Trinkwerkzeug evolvierte, mit welchem Tropfen von pflanzlichem Saft aufgenommen werden könnten (z. B. Bestäubungstropfen von Nadelbäumen, mit denen Pollen aufgefangen werden, oder bei Verletzungen von Pflanzen austretende Flüssigkeit). Es gibt Hinweise auf große Trockenheit in jener Zeit, weshalb der Besitz eines Saugrüssels vorteilhaft gewesen sei. Der Nutzen war zuerst einseitig nur beim Insekt. Erst später sei der Saugrüssel dann für die Aufnahme von Nektar mit gegenseitigem Nutzen (Bestäubung) verwendet worden.
Diskussion.
Die Umwandlung der zuvor beißenden Mundwerkzeuge in ein Saugorgan wird von Van Eldijk et al. (2018) als evolutionäre Antwort auf Trockenheit beschrieben. Wie die Umwandlung erfolgte, wird nicht thematisiert. Es ist einfach eine neue Geschichte, die an die Stelle der alten getreten ist. Solche Geschichten sind keine Erklärungen, sie können sich jederzeit durch neue Funde als falsch erweisen. Sie sind vage, gehen nicht in Details und wirken geradezu „undarwinistisch“, weil der Eindruck erweckt wird, dass als Folge veränderter Bedürfnisse (hier Trockenheit) passende Reaktionen zielgerichtet möglich seien.1 Das erinnert sehr an Lamarcks hypothetischen Ansatz, wonach Umweltreize einen direkten Einfluss auf den optimalen und angepassten Gestaltwandel der Organismen ausgeübt haben sollen. Die neue Geschichte ist zudem wenig glaubwürdig, da viele andere Insekten zur gleichen Zeit ohne saugende Werkzeuge auskamen. Warum also sollte sich gerade in der Linie, die die Lepidopteren hervorbrachte, ein Saugrüssel bilden? Das ist völlig unklar, zumal Angebote von Flüssigkeit zum Saugen auch schon vorher vorhanden waren. Sowohl die bisherige als auch die neue Geschichte sind typische Beispiele von „adaptivem Storytelling“. Die bisherige Geschichte ist im Übrigen gar nicht widerlegt, wie behauptet wird. Würde man nämlich in Schichten der Trias Angiospermen finden, würde sie wieder passen. Dafür gibt es sogar Hinweise (Hochuli & Feist-Burkhardt 2013; vgl. Kutzelnigg 2014), auf die die Autoren selber hinweisen (van Eldijk et al. 2018, 52).
In jedem Fall zeigen die neuen Funde, dass mit umfangreichen fossil nicht überlieferten Lebensräumen gerechnet werden muss, da es eine Lücke von 70 MrJ zwischen den stratigraphisch ältesten und zweitältesten fossilen Nachweisen der Lepidopteren gibt. Auch der große zeitliche Versatz zwischen dem erstmaligen fossilen Auftreten von angiospermenartigem Pollen und dazu passenden Makrofossilien deutet auf fossil nicht überlieferte Lebensräume hin.
Die Daten laden darüber hinaus auch dazu ein, über einen prinzipiell anderen Deutungszugang bezüglich der geologischen Überlieferung nachzudenken, der u.a. ohne Evolution und lange Zeiträume als paradigmatischen Rahmen auskommt. Der Autor ist sich bewusst, dass dazu im Rahmen der Schöpfungsforschung bisher nur sehr wenig vorgelegt werden konnte.
Anmerkungen
1 „The transition to exclusively feeding on liquids was most likely an evolutionary response to widespread heat and aridity during the Norian … substitution of mandibulate mouthparts by a sucking proboscis could be seen as an adaptation to adequate maintenance of body water balance of small, short-lived moths. … short and simply composed proboscides of ancestral Glossata must have been used initially to drink from water droplets or sap from injured leaves“ (Van Eldijk 2018, 4).
„Um an den Nektar in den Blüten heranzukommen, wandelten einige Insektengruppen, darunter auch die Schmetterlinge, ihre zuvor beißenden Mundwerkzeuge in einen Saugrüssel um.“ (http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-22292-2018-01-11.html
2 „It should be noted that the wide morphological diversity of the dispersed Triassic-Jurassic pollen record strongly suggests that, perhaps, entire families or orders of seed plants have still escaped sampling in the coeval megafossil record. Some pollen types have angiosperm-like morphological characters. Although affinity to angiosperm crowngroups remains questionable, notably, the presence of a reticulate wall structure might be functionally linked to pollination by flying insects“ (Van Eldijk et al. 2018, 5).
Literatur
Hochuli PA & Feist-Burkhardt S (2004) A boreal early cradle of Angiosperms. Angiosperm-like pollen from the Middle Triassic of the Barents Sea (Norway). J. Micropalaeontol. 23, 97-104.
Kutzelnigg H (2014) Sind Blütenpflanzen 100 Millionen Jahre älter als bisher angenommen? Stud. Integr. J. 21, 41-43.
Van Eldijk TJB, Wappler T et al. (2018) A Triassic-Jurassic window into the evolution of Lepidoptera. Sci. Adv. 2018;4: e1701568.


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Beitrag von Eaglesword Di 06 März 2018, 23:48

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21.02.18  Caihong – ein Konkurrent für den „Urvogel“?
Erstmals wurde ein gefiederter Dinosaurier entdeckt, der nicht nur älter datiert wird als der „Urvogel“ Archaeopteryx, sondern auch asymmetrische Flugfedern besaß. Damit hat Archaeopteryx den Status als ältestes Fossil auch in Bezug auf dieses Merkmal verloren. Die Merkmalskombination der neu beschriebenen Gattung Caihong ist dennoch evolutionstheoretisch – einmal mehr – unerwartet, füllt keine evolutionäre Lücke und vergrößert die im Oberjura überlieferte Vielfalt gefiederter Formen.
Die Serie interessanter Fossilfunde von gefiederten Formen – seien es Vögel oder Dinosaurier mit Federn – reißt nicht ab. Erneut wurde über einen Fund mit unerwarteten Mosaikmerkmalen berichtet. Bisher war der berühmte Archaeopteryx das stratigraphisch älteste Fossil, bei dem asymmetrische, flugtaugliche Federn nachgewiesen worden waren. Nachdem schon seit einigen Jahren ältere Formen mit symmetrischen Federn bekannt sind (Anchiornis, Eosinopteryx), wurde mit der Gattung Caihong nun erstmals eine Gattung entdeckt, die auch bezüglich der Asymmetrie flächiger Federn den bisherigen Altersrekord überbietet (Hu et al. 2018).

Aus evolutionstheoretischer Sicht sollte man unter den Fossilien, die stratigraphisch älter sind als Archaeopteryx, Formen mit einfacheren Federtypen finden. Solche sind auch bekannt: Einfache haar- oder flaumartige Köperanhänge, die als Federn interpretiert werden, sind bei zahlreichen Theropoden-Dinosauriern überliefert – doch diese Gattungen sind fast durchweg jünger als die echt gefiederten Formen aus dem Oberjura und selten etwa gleich alt. Viele Gattungen mit Flaumbesatz sind sogar deutlich jünger (Unter- oder Oberkreide). Daher eignen sich alle diese Formen aufgrund ihrer stratigraphischen Position nicht als Vorstufen von Formen mit echter Fiederung.
Caihong juji – „Regenbogen mit großem Kamm“ – wurde in den Yanliao-Biota des unteren Oberjura Nordostchinas (Oxfordium, 161 Millionen radiometrische Jahre) gefunden und erhielt seinen Namen wegen mutmaßlich schillernder Federn und auffälligen Kammstrukturen (vermutlich Ornamente) auf den Tränenbeinen (Ossa lacrimales; diese liegen bei Theropoden-Dinosauriern direkt vor und über den Augenhöhlen). Es handelt sich um einen zweibeinigen Räuber mit scharfen Zähnen. Sein Wadenbein ist kurz – eine Besonderheit, die Caihong von verwandten Formen der Paraves (mit den Vögeln nächstverwandte Formen) unterscheidet. Mit ca. 40 cm Länge war das Tier etwa so groß wie eine Ente. Die Vorderextremitäten sind relativ zu den Hinterextremitäten kurz (deutlich kürzer als bei verwandten Formen), während das Längenverhältnis Unter-/Oberarm typisch für heutige Vögel ist (Hu et al. 2018, 2). Der längliche, schmale Schädel weist einige sogenannte autapomorphe (abgeleitete, spezielle) Merkmale auf wie z. B. einige Schädelöffnungen und die erwähnten Knochenkämme. Caihong unterscheidet sich somit insgesamt deutlich von nächstverwandten Formen.
Die Arm- und Fußfedern sowie Deckfedern und Schwanzfedern sind ungewöhnlich lang und länger als beim gleich alten Anchiornis. Die Schwanzfedern haben asymmetrische Federfahnen und bilden eine größere Schwanzfläche als die Federn von Archaeopteryx. Möglicherweise bildeten Federn am Daumen eine Art Alula (Daumenfittich), ein aerodynamisch wichtiges „modernes“ Merkmal. Die recht vielfältige Kombination von Federmerkmalen bei Caihong war bisher nicht bekannt und könnte auf einen besonderen Flugstil hinweisen. Die mögliche Ausbildung einer Alula würde aufgrund der unsystematischen Verteilung dieses Merkmals unter den Paraves eine konvergente (mehrfach unabhängige) Entstehung erfordern (Hu et al. 2018, Cool.
In den Federresten wurden als Melanosomen interpretierte, unterschiedlich ausgeprägte Nanostrukturen gefunden. Sie gleichen solchen Strukturen in heutigen Federn, die dunkle und helle schillernde Farben hervorrufen; teilweise erinnern sie an Strukturen, wie sie bei hell schillernden Federn von Kolibris bekannt sind; es fehlen ihnen aber die Luftbläschen, mit denen die Melanosomen der Kolibri-Federn ausgestattet sind.1
Diskussion.
Den ungewöhnlichen Merkmalsmix vom Caihong interpretieren Hu et al. (2018) als Folge einer schnellen Merkmalsevolution mit einer erheblichen Vielfalt in Signalgebung und Fortbewegungsstrategien in der Nähe des Ursprungs der Vögel.2 Die Evolution der Federn und besonderer Merkmale der Federn sei schneller verlaufen als die Evolution anatomischer Merkmale. Dabei handelt es sich um eine typische Formulierung zur Deutung eines Befundes, der evolutionstheoretisch unerwartet ist. Denn „schnelle Merkmalsevolution“ entspricht weder evolutionstheoretischen Vorstellungen noch sind dafür plausible Mechanismen bekannt. Der Befund ist: Formen mit unterschiedlichen Merkmalsmosaiken tauchen relativ plötzlich auf; es gibt überraschend viele verschiedene Gefiederausprägungen und anstelle einfacherer Federtypen im Vergleich zu Archaeopteryx mit dessen unbestritten „moderner“ Federform tauchen unter den Formen, die stratigraphisch älter sind als Archaeopteryx, neue Mosaike auf. Caihong füllt keine evolutionstheoretische Lücke, sondern vergrößert die Formenvielfalt der im Oberjura fossil überlieferten gefiederten Gattungen. Die äußert sich in recht großen Unsicherheiten der rekonstruierten Verwandtschaftsverhältnisse und je nach Untersuchung unterschiedlichen Cladogrammen der basalen Paraves.
Hu et al. (2018, 9) äußern die Idee, dass die schillernden Federn knöcherne Ornamente in der Signalgebung abgelöst haben könnten3, doch ist Caihong dafür kein passender Kronzeuge, da diese Gattung beide Optionen in sich vereinigt. Solche Knochenornamente sind sonst bei vielen Dinosauriern bekannt, nicht aber in der näheren Verwandtschaft von Caihong, was den Mosaikcharakter dieser Gattung weiter unterstreicht.
Anmerkungen
1„Although Caihong’s platelet-like structures are most similar in shape to hummingbird melanosomes of the included taxa (…), the interior of hummingbird melanosomes is pitted with air bubbles (…) while the fossilized structures show no evidence of hollowness“ (Hu et al. 2018, 9).
2 The new species indicates the presence of bony ornaments, feather colour and flight-related features consistent with proposed rapid character evolution and significant diversity in signaling and locomotor strategies near bird origins“ (Hu et al. 2018, 1).
3 Integumentary structures may largely replace the signalling role of bony features close to the origin of aerial locomotion“ (Hu et al. 2018, 9).
Literatur
Hu D,  Clarke JA, Eliason CM, Qiu R, Li Q, Shawkey MD,  Zhao C, D’Alba L, Jiang J & Xu X (2018) A bony-crested Jurassic dinosaur with evidence of iridescent plumage highlights complexity in early paravian evolution. Nat. Comm. 9:217.


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wissenschaftliche Hintergründe zum Ursprung des Lebens - Seite 7 Empty Re: wissenschaftliche Hintergründe zum Ursprung des Lebens

Beitrag von Eaglesword Do 29 März 2018, 22:59

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Folgende News finden Sie auch im Bereich Aktuelles/News.
 
17.03.18  Neuartiger Federtyp bei mutmaßlichem Dinosaurier
Die zu Dinosauriern gestellte befiederte Gattung Anchiornis („nahe bei Vögeln“) besaß einen bisher unbekannten Federtyp, weder daunenartig noch flächig, der diesem Tier wahrscheinlich ein zotteliges Aussehen verlieh. Die gesamte Merkmalskombination von Anchiornis ist evolutionstheoretisch unerwartet, passt jedoch in ein Schöpfungskonzept. Allerdings ist das Merkmalsmosaik dieses Tieres ohne genauere Kenntnis seiner Lebensweise und seines Lebensraums schwer zu verstehen, so dass Deutungen vorläufig bleiben müssen.
Fossilfunde sogenannter „Nicht-Vogel-Dinosaurier“ und fossiler Vögel waren in den letzten Jahren für zahlreiche Überraschungen gut. Bei einer ganzen Reihe oft nicht näher verwandter Dinosaurier-Arten wurden flaumig-haarige Körperbedeckungen nachgewiesen, die meist als „Protofedern“ bezeichnet werden (was allerdings tendenziös ist, da typische Kennzeichen von Federn fehlen). Eine Reihe von Dinosaurier-Arten besaß dagegen echte, flächige Federn, wobei die Meinungen darüber auseinander gehen, ob es sich dabei bei einigen von ihnen um sekundär flugunfähige Vögel handelt. Überraschend war dabei die Vielfalt von Feder- und Bauplantypen, die das heutige Spektrum deutlich übertrifft. So gab es auch vierflügelige Formen, z. T. wahrscheinlich Doppeldecker-Flieger, die – anders als heutige Vögel – auch an den Beinen kräftig befiedert waren. Und es wurden mehrere speziell ausgeprägte Federtypen nachgewiesen, die bei heutigen Arten ebenfalls nicht bekannt sind. So wurden Konturfedern mit körpernaher bandartiger Ausprägung („proximately ribbon-like pennaceous feathers“) entdeckt, wobei aufgrund der unsystematischen Verteilung von Arten mit diesem Federtyp evolutionstheoretisch eine mindestens vier Mal unabhängige Entstehung angenommen werden muss (Xu et al. 2010). Ein weiterer Federtyp  sind verlängerte breite fadenförmige Federn („elongate broad filamentous feathers“; Xu et al. 2009); bei beiden Federtypen wird eine Schaufunktion vermutet. Erst jüngst wurde bei der neu beschriebenen Unterkreide-Gattung Cruralispennia aus der Gruppe der Gegenvögel ein weiterer neuer Federtyp beschrieben (Wang et al. 2017a). Diese Federn waren im körpernahen Bereich drahtartig und besaßen distal fädige Spitzen („proximally wire-like part with a short filamentous distal tip“). Eine Vielfalt von Federtypen war früh etabliert und diese trat recht abrupt auf. Und sie lässt sich nicht ohne Weiteres in ein evolutionstheoretisches Schema einfügen.
Neuer Federtyp bei Anchiornis.
Einen weiteren neuen Federtyp beschreiben nun Saitta et al. (2017) bei der Paraves-Gattung Anchiornis („nahe einem Vogel“), die im Jahr 2009 erstmals beschrieben wurde. Zu den Paraves werden Vögel und deren nach evolutionstheoretischen Vorstellungen nächstverwandte Dinosauriergruppen gerechnet. Anchiornis besaß an Armen, Beinen und am Schwanz kräftige flächige symmetrische Federn; ungewöhnlich daran war ihre Anordnung in mehreren Lagen (Longrich et al. 2012), wofür es kein Vorbild aus der heutigen Vogelwelt gibt. Kürzlich waren Flughäute nachgewiesen worden, die auf eine bessere Flugfähigkeit als zuvor angenommen hinweisen (Wang et al. 2017b). Am ehesten kann Anchiornis demnach als spezialisierter Gleitflieger interpretiert werden. Nun fanden Saitta et al. durch hochauflösende Fotographie heraus, dass neben den mit flächigen Federn bedeckten Bereichen einige Körperpartien mit einem bisher unbekannten Federtyp bedeckt waren, den sie als „zottelig“ („shaggy“) beschreiben: Von einer kurzen Achse gehen beidseitig mehrere lange Äste ab. Dieser Federtyp ist weder typisch daunenartig noch weist er in seiner Form typische Kennzeichen einer Konturfeder auf noch ist er eine intermediäre Ausprägung dieser beiden Federtypen. Diese Art von Befiederung dürfte für ein insgesamt krauses Aussehen gesorgt haben, war mutmaßlich geeignet für Thermoregulation und Wasserabweisung, aber aerodynamisch ungünstig und gegen Nässe nicht gut geeignet (s. Link zu Bild weiter unten). Diese Eigenschaften machen das Verständnis der Lebensweise dieser zunehmend ungewöhnlichen Gattung nicht leichter.
Die Federstrahlen der Flugfedern erwiesen sich als zumindest teilweise vorne offen, was die Flugtauglichkeit stark mindert. Diese Minderung könnte dadurch ausgeglichen worden sein, dass mehrere Lagen von Deckfedern ausgebildet waren. Das allerdings führt zu Gewichtsvergrößerung, was dem Fliegen wiederum abträglich ist. Die Ausstattung des Tieres mit Federn und deren Bau erscheint insgesamt rätselhaft.
Evolutionstheoretische Betrachtungen.
Anchiornis besaß ein sehr spezielles Merkmalsmosaik, das insgesamt nicht als Übergangsform zwischen unbefiederten Dinosauriern und Vögeln passt. Weder die Art der Befiederung noch die ungewöhnlichen, „zotteligen“ Federn wurden evolutionstheoretisch vorhergesagt und passen auch nicht in die gängigen Federentstehungsmodelle. Interessanterweise bringen Saitta et al. (2017, 13, 14) wie schon andere Autoren bei anderen „Nicht-Vogel-Dinosauriern“ die Möglichkeit einer sekundären Flugunfähigkeit ins Spiel, also die Abstammung von flugfähigen Formen (Vögeln?).1 Aber manche Merkmale von Anchiornis wie die mehrlagige Federanordnung und der neu entdeckte Federtyp passen gar nicht gut als Zeugen einer Rückbildung. Das Merkmalsmosaik passt aufgrund der speziellen, nicht-intermediären Merkmale auch nicht zu einer Evolution ausgehend von ungefiederten Formen. Dazu kommt, dass ein Gleitflug (wie bei Anchiornis am ehesten anzunehmen) als Vorstufe zum Schlagflug mit vielen Problemen behaftet (Überblick dazu bei Junker 2017, Abschnitt 4.2).
Doch es könnte auch ganz anders sein: Anchiornis mit seinem speziellen Merkmalsmosaik war vermutlich für eine spezielle ökologische Nische und Lebensweise geschaffen. Wenn weder eine „Aufwärts-“ noch eine „Abwärtsevolution“ plausibel sind, ist diese Möglichkeit neben anderen guten Gründen im Spiel. Letztlich scheinen die Kenntnisse über die Lebensweise und den Lebensraum von Anchiornis zu bruchstückhaft und unsicher zu sein, um die komplette Biologie dieses Dinosauriers oder Vogels verstehen zu können, so dass alle Deutungen vorläufig bleiben müssen. Die anatomisch besondere und bisher einzigartige Ausprägung des „zotteligen“ Federtyps sperrt sich gegen eine Ableitung in Form der klassisch-linearen Evolutionsmodelle und kann im Sinne des Schöpfungsansatzes so interpretiert werden, dass es von Anfang an eine Merkmalsvielfalt der Federn gab.
Anmerkung
1 „If a consensus can be built to demonstrate that some non-avian dinosaurs were secondarily flightless, then caution must be had when using their feather morphologies to reconstruct feather macroevolution with regards to the appearance of fully modern feathers and flight. … When examining feather evolution in the future, the impact of secondary flightlessness on feather morphology also needs to be more carefully considered if support for secondary flightlessness in non-avian dinosaurs or basal avialans can be demonstrated based on multiple lines evidence, including quantitative biomechanical evidence“ (Saitta et al. 2017, 14).
Link zu Bild (Neue Rekonstruktion und neuer Federtyp):
http://www.bristol.ac.uk/media-library/sites/news/2017/november/dino-bird-article.jpg
Weitere Artikel über Anchiornis in Genesisnet
Vierflügelige Vögel am Anfang?
Archaeopteryx – Gleitflieger und Bindeglied?, auch mit Ausführungen über Anchiornis.
Literatur
Longrich NR, Vinther J, Meng Q, Li Q & Russell AP (2012) Primitive Wing Feather Arrangement in Archaeopteryx lithographica and Anchiornis huxleyi. Curr. Biol. 22, 2262-2267.
Junker R (2017): Dino-Federvieh. Zum Ursprung von Vogelfeder und Vogelflug. W+W Special Paper, http://www.wort-und-wissen.de/artikel/sp/b-17-1_feder-und-flug.pdf
Saitta ET, Gelernter R & Vinther J (2017) Additional information on the primitive contour and wing feathering of paravian dinosaurs. Paleaontology, DOI: 10.1111/pala.12342
Wang M, O’Connor JK, Pan Y & Zhou Z (2017a) A bizarre Early Cretaceous enantiornithine bird with unique crural feathers and an ornithuromorph plough-shaped pygostyle. Nat. Comm. 8:14141, doi: 10.1038/ncomms14141
Wang X, Pittman M, Zheng X, Kaye TG, Falk AR, Hartman SA & Xu X (2017b) Basal paravian functional anatomy illuminated by high-detail body outline. Nat. Comm. 8:14576, doi: 10.1038/ncomms14576
Xu X, Zheng X & You H (2009) A new feather type in a nonavian theropod and the early evolution of feathers. Proc. Natl. Acad. Sci. 106, 832-834.
Xu X, Zheng X & You H (2010) Exceptional dinosaur fossils show ontogenetic development of early feathers. Nature 464, 1338-1341.


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Beitrag von Eaglesword Sa 05 Mai 2018, 14:53

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Folgende News finden Sie auch im Bereich Aktuelles/News.
 
04.05.18  Fledermäuse mit „Long Life“-Garantie
Kann man den Alterungsprozess verzögern? Man kann, wenn „man“ eine Fledermaus der Art Myotis myotis (Großes Mausohr) ist. Sie kann ungefähr zehnmal so alt werden im Vergleich zu Säugetieren mit vergleichbarem Gewicht. Wissenschaftler haben einige wahrscheinliche Ursachen dafür herausgefunden. Liegt hier ein Ansatz für eine Erklärung der hohen Alter der biblischen Stammväter?
Eines der rätselhaften Phänomene des Lebens ist das Altern. Die Hoffnung ist, dass durch ein Verständnis der Alterungsprozesse auch Einfluss auf deren Geschwindigkeit genommen werden könnte. Möglichst lange jung zu bleiben, ist ein uralter Traum der Menschheit. Bibelleser kennen die hohen „biblischen“ Alter der Urväter mit dem Altersrekord von 969 Jahren des auch sprichwörtlich genutzten Methusalem. Könnten solche hohen Alter realistisch sein oder sind sie eine biologische Unmöglichkeit?
Von überraschender Seite wurden zu dieser Frage kürzlich hochinteressante Befunde publiziert. Eine Forschergruppe (Foley et al. 2018) berichtete über Untersuchungen des Alterns bei verschiedenen Arten von Fledermäusen und fand dabei heraus, dass der Vorgang des Alterns beim Großen Mausohr (Myotis myotis) sehr viel langsamer als bei anderen Fledermausarten verläuft. Bekanntlich gibt es bei Säugetieren einen ungefähren Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Lebenserwartung. Je geringer das Körpergewicht, desto geringer das Lebensalter. So haben Mäuse eine Lebenserwartung von wenigen Jahren, Hunde werden bis zu ca. 15 Jahre alt, große Säugetiere ca. 50 Jahre. Der Mensch fällt somit deutlich aus dem Rahmen. Aber im Vergleich zum Körpergewicht ist das noch nichts gegen das Große Mausohr. Obwohl es nur wenige Gramm schwer wird und entsprechend nur wenige Lebensjahre zu erwarten hätte, erreichen die Tiere oft ein Lebensalter von 35 Jahren, ungefähr zehnmal so viel wie aufgrund ihres Gewichts zu erwarten wäre.
Was ermöglicht diesen enormen Ausreißer?
Schon lange wird ein Zusammenhang zwischen dem Altern und der Länge der Endstücke der Chromosomen, der Telomere, vermutet. Bei jeder Zellteilung werden die Telomere verkürzt, bis schließlich keine Zellteilungen mehr möglich sind. Allerdings verzögert die Tätigkeit des Enzyms Telomerase die Verkürzung, indem es die Telomere in beschränktem Maße wiederherstellen kann, was jedoch mit zunehmendem Alter nachlässt. Entsprechend können Mutationen der Telomerase zu vorzeitigem Altern führen. Beim berühmten Klon-Schaf Dolly waren die Telomere schon bei der Geburt verkürzt. Die geringe Lebensspanne und der früh einsetzende Altersprozess von Dolly dürften damit zusammenhängen und dieser Befund wird auch als Stütze für die Telomer-Hypothese des Alterns angesehen.
Die Verhältnisse bei den Fledermäusen erwiesen sich allerdings als komplizierter. Zwar konnte ein Zusammenhang mit dem Ausbleiben der Telomerverkürzung bestätigt werden, doch die Ursachen dafür sind vielfältig und bestehen nicht nur in der Tätigkeit der Telomerase. Vielmehr erwiesen sich 21 andere Gene als bedeutsam, die an der DNA-Reparatur und an der Wartung der Telomere beteiligt sind. Diese Gene sind spezifisch bei Myotis myotis aktiv. Die Aktivität zweier Gene, ATM und SETX, ist besonders wichtig. Offenbar spielen also neben Telomerschutzprogrammen auch besondere Vorgänge in der DNA-Reparatur bei der erheblichen Verzögerung der Alterung eine Rolle.
Weshalb gerade das Große Mausohr der normalen Alterung entkommt, ist nicht bekannt. Jedenfalls zeigt dieses Beispiel, dass es bezüglich des Alterns sehr weit reichende Ausreißer geben kann. Vor diesem Hintergrund scheint auch ein sehr viel größeres individuelles Alter von Menschen nicht im Widerspruch zu biologischen Sachverhalten zu stehen.
Literatur
Foley NM, Hughes GM et al. (2018) Growing old, yet staying young: The role of telomeres in bats’ exceptional longevity. Sci. Adv. 2018;4: eaao0926
31.03.18  Lebensspuren unter extremen Wüstenbedingungen – auch auf anderen Himmelskörpern?
In den Medien erregen Meldungen mit Hinweisen auf Leben irgendwo im All große Aufmerksamkeit. Die Lektüre offenbart dann, dass die Hinweise in sehr optimistischen Interpretationen von wenigen Befunden beruhen und somit eher Wunschträumen oder Erwartungshaltungen der Öffentlichkeit entspringen. Hier einige aktuelle Forschungsergebnisse und deren Einordnung und Bewertung.
Gebiete in der Atacama-Wüste im Westen Südamerikas (im Süden Perus und in Chile) zählen zu den trockensten Lebensräumen der Erde. Nach den äußerst seltenen Niederschlägen zeigt sich, dass sich auch hier Leben entfalten kann, wenn die entsprechenden Wüstenregionen für begrenzte Zeit aufblühen. Die meiste Zeit aber stellt diese Region enorme Herausforderung an jegliche Art von Lebewesen.
Ein umfangreiches internationales Wissenschaftlerteam hat nun untersucht, ob unter den in der Atacama-Wüste vorherrschenden Bedingungen wie extreme Trockenheit, sehr salzige Böden und ausgeprägter Nährstoffmangel mikrobielles Leben dauerhaft möglich ist. Die Forscher sammelten Proben im Jahre 2015 – nach dem letzten nennenswerten Niederschlagsereignis – sowie in den beiden darauffolgenden Jahren (2016 und 2017), in denen keine Niederschläge verzeichnet worden waren. Sie konnten anhand von Proben an verschiedenen geographischen Regionen zeigen, dass sowohl die Biomasse als auch die Vielfalt der Mikroorganismen mit zunehmender Trockenheit abnimmt. Unter den extremen Lebensbedingungen ist es schwierig, Leben überhaupt zuverlässig nachzuweisen. Daher verwendeten die Autoren unterschiedliche Kriterien für den Nachweis von mikrobiellem Leben. Sie konnten vier verschiedene Hinweise auf dauerhaft lebende Mikroben (neben den sehr robusten Sporen, die manche Bakterien bilden) aufzeigen: (a) die physikalisch-chemische Beschaffenheit des Bodens, der durch Pflanzen nach einem der sehr seltenen Regenereignisse nutzbar ist; (b) den Nachweis von Biomolekülen, die auf aktive Zellen hinweisen, wie ATP, Phospholipide, Stoffwechselprodukte und enzymatische Aktivität; (c) messbare Verdopplungsraten von Genomen in Bodenproben und (d) spezifische Zusammensetzung der Mikrobengemeinschaften, abhängig von Qualität des Bodens und der Tiefe, aus der die Proben genommen wurden.
Aus ihren Befunden leiten die Autoren ein Arbeitsmodell für den Mars ab, obwohl sie davon ausgehen, dass die dort herrschenden Bedingungen noch extremer sind. Sie gehen davon aus, dass wenn sich je Leben auf dem Mars entwickelt haben sollte, Überreste davon in Nischen unter der Oberfläche zu finden sein könnten. Für die Erde wissen wir, dass es hier Lebewesen gibt, die uns immer wieder mit erstaunlichen Eigenschaften überraschen. Belege dafür, dass es auf dem Mars jemals Leben gegeben hat, fehlen allerdings bisher!
Über die Möglichkeiten außerirdischen Lebens wird nicht nur im Zusammenhang mit dem vergleichsweise erdnahen Planeten Mars spekuliert, auch andere Himmelkörper werden unter astrobiologischen Fragestellungen ins Blickfeld genommen. In einer NASA-Mission (2004-2017) wurden mit der Raumsonde Cassini (und Huygens) Saturn und seine Monde untersucht. Im Rahmen dieser Mission wurden am Südpol des Saturnmondes Enceladus Wasserdampf-Fahnen dokumentiert. Diese Befunde führten bereits 2008 zu Spekulationen über Leben auf diesem Mond (McKay et al. 2008). Weitere Daten wurden als Hinweise auf hydrothermale Prozesse interpretiert, die unter der Eisdecke dieses Himmelskörpers ablaufen könnten. In jüngeren Publikationen werden neben Wasser auch Methan (CH4), Kohlenstoffdioxid (CO2), Ammoniak (NH3), molekularer Stickstoff (N2) und Wasserstoff (H2) nachgewiesen (Waite et al. 2017) und damit die Vermutung hydrothermaler Vorgänge auf Enceladus erhärtet.
Taubner et al. (2018) haben jetzt unter der Annahme, dass zwischen dem als steinern angenommenen Kern und der vereisten Oberfläche des Saturnmondes in flüssigem Wasser geochemische Prozesse bei gemäßigten Temperaturen (< 100 °C) ablaufen, die Idee geprüft, ob ein Teil des Methans biologischen Ursprungs sein könnte. Sie konnten im Labor unter simulierten Enceladus-Bedingungen zeigen, dass Methan produzierende Archaebakterien unter den dort angenommenen Drücken CO2 in CH4 umwandeln. Damit könnte, so schlussfolgern die Autoren, ein Teil des nachgewiesenen CH4 biologischen Ursprungs sein und damit auf Leben hinweisen.
Auch dieser indirekte Hinweis, dass es auf Enceladus möglicherweise Lebewesen geben könnte, ist stark von der Überzeugung geprägt, dass biologische Systeme auch an anderen Orten im Universum unter geeigneten Bedingungen zu erwarten sind, ohne Absicht und entsprechende Steuerung. Für diese Überzeugung gib es jedoch keinen Anlass und bisher liegt auch kein empirischer Beleg für extraterrestrisches Leben vor.
Literatur
McKay CP, Porco CC, Altheide T, Davis WL & Kral TA (2008) The possible origin and persistence of life on Enceladus and detection of biomarkers in the plume. Astrobiology 8, 909–919.
Schulze-Makuch et al. (2018) Transitory microbial habitat in the hyperarid Atacama desert. Proc. Nat. Acad. Sci. USA; doi: 10.1073/pnas.1714341115.
Taubner R-S, Pappenreiter P, Zwicker J, Smrzka D, Pruckner C, Kolar P, Bernacchi S, Seifert AH, Krajete A, Bach W, Peckmann J, Paulik C, Firneis M, Schleper C & Rittmann SK-MR (2018) Biological methane production under putative Enceladus-like conditions. Nat. Comm.9, 748; doi: 10.1038/s41467-018-02876-y.
Waite JH et al. (2017) Cassini finds molecular hydrogen in the Enceladus plume: evidence for hydrothermal processes. Science 356, 155–159.


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Beitrag von Eaglesword Fr 12 Okt 2018, 21:25

Nachahmung von Evolution oder intelligentes Design?
Nobelpreis 2018 für Chemie sorgt für irreführende Schlagzeilen
Der diesjährige Chemie-Nobelpreis wurde an drei Forscher vergeben, die bahnbrechende Erfolge mit „gerichteter Evolution“ erreicht haben. Der Begriff „gerichtete Evolution“ ist eigentlich ein Widerspruch in sich, da natürliche Evolution ungerichtet verläuft, wie von Evolutionstheoretikern selbst immer wieder betont wird. Auch wenn die (Wissenschafts-)Presse die Vergabe des Nobelpreises mit „Nachahmung von Evolution“ kommentiert, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Wissenschaftler nur in einem eingeschränkten Sinne den evolutiven Mutations-Selektions-Mechanismus imitiert haben. Ihre Erfolge beruhen vor allem auf einer intelligenten, zielorientierten Herangehensweise. Der Vergleich mit natürlicher Evolution ist daher irreführend.„Der diesjährige Chemie-Nobelpreis geht an drei Forscher, die die Prinzipien der biologischen Evolution für die Entwicklung neuer Enzyme und Antikörper nutzbar gemacht haben.“1 So oder ähnlich wurde am 3. Oktober die Vergabe des Chemie-Nobelpreises an drei Forscher gemeldet. Frances H. Arnold, George P. Smith und Sir Gregory P. Winter haben Methoden entwickelt, die als „gerichtete Evolution“ bezeichnet werden. Manche Pressemeldungen dazu erweckten den Eindruck, als könnten funktionale Proteine von alleine durch natürliche Prozesse entstehen und die Forscher hätten diese Prozesse nur nachgeahmt und beschleunigt.2

Wie funktioniert „gerichtete Evolution“?
Es geht darum, Proteine mit gewünschten Eigenschaften herzustellen bzw. zu optimieren (z. B. in Waschmitteln, in der Lebensmittelherstellung, in der Textilindustrie oder in der Tierernährung). Dazu werden bereits vorhandene, funktionale Proteine herangezogen und künstlich in großer Zahl mutiert und die gewünschten Mutanten ausgelesen. Die frisch gebackene Nobelpreisträgerin Frances Arnold ging dabei wie folgt vor: Sie isolierte ein proteinkodierendes Gen und produzierte eine große Menge an Mutanten in einem Reagenzglas mithilfe eines Enzyms, das das Gen kopiert. Für diesen Kopiervorgang wird durch Wahl des Enzyms und des Versuchsablaufs der ganze Prozess so angelegt, dass durch Kopierfehler Varianten des Gens entstehen. Die mutierten Genkopien werden in Bakterien integriert, welche die entsprechenden Proteinvarianten produzieren. Auf diese ausgeklügelte Weise werden die Mutationsrate und damit die Vielfalt der Proteinvarianten stark erhöht. Anschließend untersuchte die Forscherin die Funktion der so erzeugten verschiedenen Proteine. Diejenigen Varianten, die die gewünschte Funktion am besten erfüllten, wurden selektiert (ähnlich wie Evolution durch Selektion der Bestangepassten).Dieser Prozess der Erzeugung von Varianten mit nachfolgender Selektion auf die gewünschte Funktion wurde mehrfach mit den jeweils am besten funktionierenden Genen des vorhergehenden Zyklus wiederholt. Die beste Proteinvariante wurde also ausgewählt und das entsprechende variierte Gen aus den Bakterien isoliert. Dann wurden mit dieser Genvariante mit derselben Prozedur erneut Mutationen in einem Reagenzglas erzeugt und eine große Menge an Mutanten der zweiten Generation produziert. Diese neuen Mutanten wurden wieder in Bakterien platziert, diese produzierten die neuen Proteinvarianten, die besten wurden wieder ausgelesen usw. Auf diese Weise wurden im Laufe vieler Generationen spezialisierte Proteine erzeugt. In manchen Fällen gelang es sogar, Proteine mit einer neuen Funktion zu erzeugen, wobei aber auch in diesen Fällen ein bereits existierendes Gen bzw. das entsprechende Genprodukt, das Protein, optimiert wurde. Der Mutations- und Ausleseprozess ist es, der mit gewissen Einschränkungen mit natürlicher Evolution verglichen werden kann. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede. Die beiden wichtigsten sind: 1. Die Nachahmung der Evolution startet mit natürlich vorkommenden, bereits funktionalen Proteinen; diese werden nicht durch evolutive oder Evolutions-analoge Prozesse erzeugt, sondern aus Lebewesen entnommen. 2. Die Auslese erfolgt auf ein vorgegebenes Ziel hin. Genau das kann aber in der natürlichen Evolution nicht vorausgesetzt werden und wird dort sogar ausdrücklich bestritten. Bei der „gerichteten Evolution“ ist also anders als bei natürlicher Evolution Planung entscheidend im Spiel.Ein weiterer wichtiger Unterschied besteht darin, dass nur durch entsprechende Prozesssteuerung sehr hohe Mutationsraten, die dem 10.000- bis Million-fachen der natürlichen Rate entsprechen, eine genügend große Anzahl von Mutationen erzeugt werden kann, um unter diesen die seltenen (eine einzige unter einer Milliarde) positiven Mutanten zu finden. Außerdem muss ein schnelles und effektives Screening erfolgen, damit die seltenen positiven Mutanten erkannt und ausgelesen werden können. Nicht zuletzt funktioniert das Ganze nur mit sorgfältig ausgewählten Reaktionsbedingungen, dem intelligent ausgewählten Einsatz von gentechnischen Werkzeugen (Werkzeuge, die selbst intelligent gestaltet sind) und einer optimale Auswahl von Varianten für das gewünschte Ziel. Nicht umsonst wurde nun für diese bahnbrechenden Forschungen ein Nobelpreis vergeben und zwar sicher nicht dafür, dass nur ein an sich geist- und zielloser Prozess – natürliche Evolution – nachgeahmt wurde. Damit kommen wir zu einem weiteren Punkt.

Begriffliches Verwirrspiel.
Der Begriff „gerichtete Evolution“ ist ein Widerspruch in sich (contradictio in adjecto), so wie zum Beispiel „hölzernes Eisen“ und täuscht etwas vor, das es gar nicht gibt. Denn mit Evolution (im stammesgeschichtlichen Sinne) ist ein Prozess gemeint, der ohne Zielvorgabe und Steuerung verläuft, eben ungerichtet. Das liegt daran, dass Mutationen ungerichtet sind, aber auch die Selektionsbedingungen keinem Ziel folgen und nicht geplant sind. Evolution kann aber nicht zugleich gerichtet und ungerichtet sein. Letztlich sind Proteine, die durch „gerichtete Evolution“ entstanden sind, durch intelligentes Design entwickelt worden, wobei der Mutationsprozess und zielorientierte Auslese intelligent eingesetzt werden. Nicht umsonst wird auch von „bioengineering“ gesprochen.Mit dem Begriff „gerichtete Evolution“ soll ein Unterschied zum sogenannten „rationalem Design“ zum Ausdruck gebracht werden. Damit bezeichnet man die Strategie, gezielt Moleküle zu synthetisieren, auf der Basis der Kenntnisse über dieses Molekül. Auch „rationales Design“ impliziert einen Widerspruch in sich, da er suggeriert, es gebe auch „nichtrationales Design“; das aber wäre ebenfalls ein „hölzernes Eisen“ und widerspricht der üblichen Bedeutung von „Design“.Grenzen gerichteter Evolution. Änderungen erfolgen nur, wenn einzelne Mutationen (seien sie künstlich erzeugt oder in der Natur auftretend) bereits einen Vorteil ermöglichen und daher ausgelesen werden können. Die Entstehung neuer Proteindomänen oder neuer Proteinfolds erfordert jedoch gemäß experimenteller Daten zahlreiche Änderungen gleichzeitig. Der Biochemiker Michael Behe hat in seinem Buch „The Edge of Evolution“ (Behe 2007) aufgrund von Forschungen zu E. coli-, Malaria- und HIV-Mutationen gezeigt, dass Änderungen auch in evolutionären Zeiträumen nicht zu erwarten sind, wenn nur drei (oder mehr) passende Zufallsmutationen gleichzeitig auftreten müssten.3 Wichtig ist also: Bei gerichteter Evolution geht es um Optimierung, nicht um Innovationen.Tatsächlich können die Wissenschaftler mit gerichteter Evolution in Bezug auf Optimierung mehr erreichen als die Natur. Beispielsweise produzierte Arnold eine Variante eines proteinabbauenden Enzyms mit 10 Mutations- und Selektionszyklen, das in einem organischen Lösungsmittel mehr als 200 mal stabiler war als die natürliche Variante. Wissenschaftler können mehr erreichen als zukunftsblinde Evolution, weil sie sich für ein Ziel entscheiden: In der ersten Runde können sie ein mutiertes Gen mit z.B. zwei gleichzeitig auftretenden Mutationen erhalten. Wenn dieses neue Gen ausgewählt und mutiert wird, können zwei weitere Mutationen und damit insgesamt vier Mutationen im ursprünglichen Gen erhalten werden. Doch all das betrifft – um es nochmals zu betonen – die Optimierung einer bestehenden Struktur  bzw. eines funktionalen Proteins – nicht die Schaffung qualitativ neuer Strukturen oder Proteine.4

Dank.
Ich danke Prof. Dr. Matti Leisola, der selbst auf dem Gebiet der Biotechnologie gearbeitet hat, und Dr. Harald Binder für wertvolle Hinweise. Matti Leisola hat ebenfalls eine Stellungnahme zur Vergabe des Nobelpreises verfasst: https://evolutionnews.org/2018/10/how-the-2018-nobel-laureates-in-chemistry-harnessed-intelligent-design/Weitere Stellungnahme des Discovery-Instituts: https://evolutionnews.org/2018/10/its-not-evolution-a-nobel-prize-award-for-engineering-enzymes/

Anmerkungen
[1] https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/chemie-nobelpreis-fuer-gelenkte-evolution[2] Z. B.: „Sie bauen die Natur im Schnelldurchlauf nach“ (https://www.zeit.de/wissen/2018-10/nobelpreis-in-chemie-fuer-proteinforscher-frances-arnold-george-smith-und-sir-gregory-winter); „die Prinzipien der biologischen Evolution für die Entwicklung neuer Enzyme … nutzbar gemacht“ (http://www.scinexx.de/newsletter-wissen-aktuell-23225-2018-10-04.html); „Demnach baut ihr Werk auf niemand Geringerem auf als auf Charles Darwin, dem Begründer der Evolutionstheorie“ (https://www.sueddeutsche.de/wissen/nobelpreis-fuer-chemie-so-kam-die-evolution-ins-reagenzglas-1.4154859)[3] Vgl. Romero PH & Arnold FH (2009) Exploring Protein Fitness Landscapes by Directed Evolution. Nat. Rev. Mol. Cell Biol.10, 866-875. „Man muss sehr lange warten, bis vier oder fünf spezifische Mutationen auftreten, die eine gewünschte Funktion erfüllen. In einer Bakterienpopulation wie E. coli kann die Wartezeit auf vier Mutationen 1015 Jahre betragen, wenn man die global anzunehmenden Populationsgrößen zugrunde legt. (Das Universum ist nach üblicher Auffassung nur 1014 Jahre alt.)“ (in Übersetzung); siehe auch: Reeves MA, Gauger AK & Axe DD (2014) Enzyme families — Shared evolutionary history or shared design? A study of the GABA-aminotransferase family. BIO-Complexity 2014 (4):1−16.[4] Mit den Möglichkeiten der Wissenschaftler im Vergleich zu natürlichen Vorgängen befassen sich B. Kozulik & M. Leisola im Artikel „Have Scientists Already Been Able to Surpass the Capabilities of Evolution?“ (http://vixra.org/abs/1504.0130). Sie schreiben im Vorwort: „Die im Titel dieser Arbeit gestellte Frage wird für manche Leser paradox, rätselhaft oder einfach dumm klingen. Sie werden denken: Wenn Wissenschaftler wie alle anderen lebenden Organismen das Produkt der Evolution sind, wie konnten sie dann ihre „Fähigkeiten“ überbieten, wenn wir doch nicht einmal in der Lage sind, einen einzigen wirklich neuen lebenden Organismus zu produzieren? Wie kann es wahr sein, dass die Wissenschaftler, nachdem sie nur eine kurze Strecke auf dem Weg zur Schaffung eines neuen lebenden Organismus zurückgelegt haben, bereits mehr als die Evolution leisten konnten? Und wenn eine Gruppe von Wissenschaftlern dies tatsächlich erreicht hat, wie kommt es dann, dass sie für ihren Publikationen keine Anerkennung für eine so große Leistung erhalten haben? Das Ziel dieses Artikels ist es, zu zeigen, dass die Antwort auf die Titelfrage „ja“ ist.“[/td][/tr]
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12.07.18  Vom Salzwasser- zum Süßwasserfisch?
In Nordamerika heimische Stahlkopfforellen leben normalerweise sowohl in Süßwasser als auch zeitweise in Salzwasser und können ihre Osmoregulation entsprechend umschalten. Eine Population hat sich binnen 100 Jahren auf das Leben ausschließlich im Süßwasser spezialisiert. Die damit einhergehenden Änderungen des Erbguts erfolgten in kurzer Zeit, was nur auf der Basis einer ursprünglich großen Variationsbreite möglich war.
Stahlkopfforellen (Oncorhynchus mykiss) liefern ein interessantes Beispiel zur programmierten Variabilität von Organismen. Diese in Nordamerika von Alaska bis Kalifornien beheimateten Fische sind in der Lage, sowohl in Salzwasser als auch in Süßwasser zu leben. Sie schlüpfen in Süßwasser, verbleiben 1-2 Jahre dort, wandern dann über Flüsse in den pazifischen Ozean und verbringen dort 1-3 Jahre, um zur Laichzeit ins Süßwasser zurückzukehren.
Die Erfordernisse bezüglich der Osmoregulation (Gleichgewicht zwischen Salzen und Ionen innerhalb der Zellmembranen) sind im Süß- und Salzwasser gegensätzlich. Im Süßwasser müssen die Fische in der Lage sein, aktiv Ionen aus ihrer Umwelt aufzunehmen, um so den Salzverlust durch passive Diffusion auszugleichen, während im Salzwasser Ionen abgegeben werden müssen, um die Salzaufnahme durch ihren Körper auszugleichen. Fische, die in beiden Medien leben, benötigen also beide Mechanismen zur Aufrechterhaltung der erforderlichen Salzkonzentration in den Zellen und können zwischen ihnen umschalten. Darüber hinaus unterscheidet sich der Lebensraum im Süßwasser von der Salzwasserumgebung auch in der Wassertemperatur, in der Art der Strömung und in der Zusammensetzung der sonstigen Fauna.
Vor 120 Jahren wurden einige Stahlkopfforellen im Lake Michigan ausgesetzt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten die Fische eine stabile Population aufbauen. Für diese Fische war der große See gleichsam ein Ozean-Ersatz; sie wanderten nicht ins Meer, sondern verblieben dauerhaft im Süßwasser. Nun haben Forscher das Genom (komplettes Erbgut) von 264 Exemplaren der Stahlkopfforelle genetisch untersucht und eine Reihe von Unterschieden zwischen den Süßwasserformen und den in den Pazifik wandernden Formen entdeckt (Willoughby et al. 2018). Dabei zeigte sich, dass zwei veränderte Chromosomenregionen in einer direkten Verbindung mit der Osmoregulation stehen: Die Carboanhydrase (katalysiert die Hydratisierung von Kohlenstoffdioxid zu Kohlensäure und umgekehrt) und ein Transportprotein (SLC 26) sind in einer Weise verändert, dass die Ionenaufnahme aus dem Wasser erleichtert ist. Die oben erwähnte Fähigkeit, die Osmoregulation bei Süß- und Salzwasser umschalten zu können, ist energetisch kostspielig, so dass der Verlust dieser Fähigkeit bei dauerhafter Existenz im Süßwasser zudem von Vorteil ist (Willoughby et al. 2018, Cool.
Die dritte veränderte Genregion betrifft das Enzym Ceramid-Kinase, das im Zusammenhang mit dem Stoffwechsel bei der Wundheilung der Tiere steht. Die im Süßwasser lebenden Tiere sind vermehrt Verletzungen durch Neunaugen ausgesetzt und Wunden heilen im Süßwasser schlechter; durch die Veränderung wird vermutlich der Heilungsprozess verbessert (Willoughby et al. 2018, Cool.
Wie konnten sich die Gene aber so schnell verändern? Die Forscher fanden heraus, dass die Veränderungen weder auf Hybridisierungen mit anderen Stahlkopfforellen-Populationen noch auf Mutationen zurückgeführt werden konnten. Vielmehr sprechen die Befunde dafür, dass die anfangs überlebenden Individuen bereits die passenden Ausprägungen der relevanten Gene besaßen und daher am ehesten überleben konnten. Die spezialisierten Forellen des Lake Michigan „leben“ also von einer ursprünglichen genetischen Vielseitigkeit ihrer Vorläufer.
Bemerkenswert ist eine weitere Beobachtung: Die Wissenschaftler stellten fest, dass die genetische Vielfalt der Stahlkopfforellen im neuen Lebensraum in allen 29 Chromosomen deutlich niedriger liegt als bei den Populationen, die in den angestammten Gewässern leben, was auf einen Gründer-Effekt zurückgeführt wird. Spezialisierung ist wie in vielen anderen Fällen mit genetischer Verarmung verbunden.
Diskussion. Das Beispiel der Osmoregulation bei den Stahlkopfforellen reiht sich in eine lange Liste von Fällen ein, in denen von einer ursprünglich genetisch vielseitigen (polyvalenten) Ausgangssituation ausgegangen werden muss – soweit diese rekonstruiert werden kann – und in denen eine schnelle Veränderung beobachtet wurde (in Verlauf von Jahren bis Jahrzehnten). Die beobachteten Veränderungen und Spezialisierungen gehen mit Einschränkung der genetischen Vielfalt einher. Die ursprüngliche Vielseitigkeit kann enorm sein; immerhin ist es keine Kleinigkeit, sowohl im Süßwasser als auch im Salzwasser leben zu können.
Auf der Basis dieser Befunde kann man spekulieren, dass eine ursprünglich große Toleranz bezüglich des Salzgehalts des Wassers bei heute weniger toleranten Arten sozusagen eine eingefrorene Spezialisierung ist (verbunden mit genetischer Verarmung). Eine große Toleranzbreite könnte auch bei den umwälzenden Prozessen während der Sintflut eine wichtige Voraussetzung für das Überleben gewesen sein.
Literatur
Willoughby JR, Harder AM, Tennessen JA, Scribner KT & Christie MR (2018) Rapid genetic adaptation to a novel environment despite a genome‐wide reduction in genetic diversity. Mol. Ecol., doi:10.1111/mec.14726


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Beitrag von Lopileppe Fr 12 Okt 2018, 21:56

Eagle, 
Das Thema zum Chemienobelpreis 2018 klingt sehr Waage und gefährlich.
 Mit DNA von der man keine Ahnung hat, was folgt, sollte man nicht rumexperimentieren.
Das klingt so als ob man beispielsweise einem Kleinkind nen Nobelpreis gibt, wenn es ne panikreaktion auslöst nur weil es im Supermarkt  seine Mama verliert.
( tolle Reaktion der Leute auf ein heulendes Kind, das wird sofort belohnt).  Achtung Sarkasmus!

Meiner Meinung Nach sollte es für unkontrollierte folgen keine Preise der Art geben .
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Beitrag von Eaglesword Fr 12 Okt 2018, 22:40

Apropos Forelle:
Was ist erforscht worden?
Hier verbirgt sich der Hauptpunkt: Bereits vorhandene Gene, welche bekannt waren, wurden offenbar seitens der Tiere selbst modifiziert. Und genau das hatten die Leute festgestellt, untersucht und sodann dokumentiert.
Beim ersten Artikel wurden biochemische Reaktionen auf Umgebungsveränderungen beobachtet sowie versucht, eine evolutive Anpassung experimentell nachzuvollziehn. Dabei sind allerdings keine künstlichen Kombinationen hergestellt worden ("Frankenstein-Effekt"), die Grund zu Besorgnis hätten geben können. Überhaupt geht es in den Versuchen darum, von einer vorausgesetzten Evolution ein praktisches Modell zu generieren. Ob dies den drei Forschern wirklich gelungen ist oder es nur eine Sache der Interpretation sei, lasse ich mal offen.


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Beitrag von Lopileppe Fr 12 Okt 2018, 23:23

Danke eagle, ich dachte es wäre das Frankenstein Ding . Hab es wohl zu krass gesehen. Oder den falschen Blick gehabt .
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