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Jom Kippur - Tag der Versöhnung
Zurück zu den Wurzeln - Haus IsraEL :: Judentum und Jüdische Lehre! :: Jüdische Biblische Feste :: Jom Kippur
Jom Kippur - Tag der Versöhnung
um euch zu reinigen; von all euren Sünden werdet
ihr vor G-tt rein sein.“ (Wajikra16,30)
Zehn Tage nach Rosch haSchanah begehen wir den Tag der Versöhnung, Yom Kippur, der auch Schabbath der Schabbathe genannt wird, der höchste der Feiertage. Er steht am Ende einer 40-tägigen Zeit der Reue und der Buße, nachdem unsere Vorfahren das Goldene Kalb am Fuß des Berges Sinai gemacht und angebetet hatten, - eine der schwersten Verfehlungen Israels in seiner Beziehung zu G’tt. G’tt hatte dem Volk nach dieser Zeit der Umkehr verziehen und Seinen Bund mit Israel erneuert und diesen Tag für alle Zeiten zum Tag der Versöhnung bestimmt. Aber, wie jede Generation ihre Beziehung zu G’tt neu bestimmen und finden muss so auch wir, und Voraussetzung für G’ttes Erneuerung Seines Bundes mit uns ist auch unsere Umkehr vom falschen Weg.
Zeit der Besinnung - Die 40 Tage vor Jom Kippur
„Wenn ihr auch noch so viel betet, Ich höre es nicht. ... Lasst ab von eurem üblen Treiben! Hört auf... Böses zu tun! ... Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten!”
Jeschijahu 1,10-17
Schon in den 30 Tagen vor Rosch haSchanah, insbesondere aber in den dann noch folgenden 10 Tagen, betrachten wir kritisch unser bisheriges Leben, bemühen uns darum Mißstände zu beheben, Ungerechtigkeiten auszugleichen, Fehler wieder gut zumachen und insbesondere uns zum Guten zu ändern. Ausgleich und Versöhnung mit unseren Mitmenschen ist absolute Voraussetzung dafür dies auch von G’tt erbitten und erhoffen zu können. So bemühen wir uns Feindseligkeiten zu beenden, Frieden unter uns zu schaffen.
G-tt hatte mit unseren Urahnen einen Bund geschlossen, auf Ewigkeit angelegt, und hatte ihnen unsere Entstehung, unseren Weg und unser Ziel geweissagt. Er hatte uns aus den Lehmgruben Ägyptens herausgeführt und zu freien Menschen gemacht, denen Er die Lehre Seiner Ordnung anvertrauen wollte. Da erwiesen wir uns nicht nur als unwürdig, wir verleugneten sogar unsere Lebensgrundlage, verleugneten die uns zugrunde liegende Ordnung, durch die wir existieren, - wir machten uns ein selbstgefertigtes, goldenes Kalb zu unserem G-tt und gaben uns diesem hin. Das hätte unser endgültiges Ende sein können. Aber G-tt gab nicht auf. Ihm liegt an uns. Er verdeutlichte uns Seinen Zorn und Seine Enttäuschung, - solche Worte können wir verstehen. Wir sahen unseren Fehler ein, wir bereuten, taten Buße, kehrten um zu Ihm, unserem wahren Schöpfer und Erhalter. Und G-tt verzieh uns, - nicht widerstrebend, sondern gern und in Freude bereit dazu. Und als Zeichen dessen erneuerte er Seinen Bund, den Er mit unseren Uhrahnen geschlossen hatte, nun auch mit uns. Nur so konnte es mit uns weitergehen, das heißt mit uns selber, aber auch mit uns und G-tt. Nur so konnten wir unseren von G-tt gewollten Weg fortsetzen. Dieser Tag der Versöhnung ist Yom Kippur. Was zwischen uns und G-tt wichtig ist, die Versöhnung, ist auch zwischen uns Menschen wichtig. Auseinandersetzungen und Streitigkeiten lassen sich nicht vermeiden, sind für eine Veränderung der Verhältnisse oft auch notwendig, dürfen aber niemals Selbstzweck werden, müssen in eine Versöhnung, eine Harmonie auf neuer Ebene einmünden. Sonst sind sie nicht fruchtbar, werden vielmehr zerstörerisch. Streitigkeiten binden Kräfte, kosten Energien, greifen die Reserven an, verhindern Lebenserhaltendes, Lebensaufbauendes zu tun und wirken so auf Dauer zerstörend. Streitende haben drei Wahlmöglichkeiten: Tod beider , - das ist die furchtbarste. Tod des einen und Sieg des anderen, - mit dieser Lösung ist eine Partnerschaft nicht mehr möglich. Schließlich als dritte Möglichkeit: die Versöhnung der beiden, - das ist die fruchtbarste. Wenn man nicht sterben will, ist diese letztere die einzig gute Lösung. Sie erfordert die Anerkennung des anderen, die Auseinandersetzung mit dessen Position, schließlich die Anerkennung seiner berechtigten Forderungen, das Einsehen, Zugeben und Bereuen der eigenen Fehler, Buße durch bereitwilliges Aufsichnehmen der entstandenen Schäden, die wieder gutzumachen sind. Hierdurch kann verlorenes Vertrauen wieder aufgebaut werden, Hass in Liebe zurückverwandelt werden, die Grundlage für die Versöhnung. Dann kann man sich wieder in die Augen schauen, eine neue Partnerschaft kann beginnen. Yom Kippur kann und sollte für uns Anlass sein verfahrene Beziehungen in dieser Weise zu lösen.
Wie wir unseren Körper regelmäßig von Schmutz säubern, sollten wir im eigenen Interesse auch eine Art Seelenhygiene betreiben, unsere Seele von Belastendem und Hässlichem, das sie verunstaltet, befreien, da sonst unsere Schönheit darunter leidet, und wir unseren Weg sonst verfehlen. Manche meinen, an Yom Kippur sich die Hand zu reichen und um Versöhnung zu bitten sei einfach ein gesellschaftlich üblicher religiöser Brauch dieses Tages, und man könne im Grunde genommen so weiter machen wie bisher. Bräuche solcher Art, die zu Floskeln verkommen und hohl geworden sind, braucht kein Mensch, keine Gesellschaft. Unser Leben verbessern können wir nur, wenn wir G-ttes Forderungen an uns ernst nehmen, - und dazu gehört die Versöhnung, die auch Er uns anbietet.
Die Struktur des JOM HAKIPPURIM
1. Gebräuche
Der Tag vor JOM HAKIPPURIM dient noch einmal der Vorbereitung auf den großen Festtag.
· Nun hat man die letzte Möglichkeit seine Mitmenschen um Verzeihung zu bitten und die Schuld wieder gut zu machen.
· Ein alter Brauch, seine Sünden zu sühnen ist das „KAPPARA-SCHLAGEN“. Mit einem entsprechendem Gebet um Erlösung, Heilung und Rettung für einen Menschen wurde in den frühen Morgenstunden ein Hähnchen um den Kopf geschwungen, das dann dem Schächter übergeben wurde, der es an eine arme Person weitergab. Heute legt man Geld für eine Mahlzeit in ein Taschentuch, schwingt es mit dem selben Gebet um den Kopf und leitet es als ZEDAKA an einen Bedürftigen weiter.
· Eine besondere Bedeutung kommt an diesem Tag dem MINCHA zu, das so früh wie möglich gesprochen wird. Bei der Wiederholung der AMIDA spricht man das WIDUI, das Sündenbekenntnis, welches in insgesamt zehn mal während JOM HAKIPPURIM gesprochen wird.
· Der Prozess der Wiedergeburt, der zu ROSCH HASCHANA anfing und nun am JOM HAKIPPURIM vollendet wird, findet auch Ausdruck im Besuch der MIKWE.
· An diesem Tag gibt man mehr ZEDAKA als sonst.
· Es ist Pflicht ein großes, feierliches Mahl vor dem Fasten zu halten, das eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang beendet sein sollte. Dieses Essen ist genauso wichtig wie das Fasten und die Weisen sagen, dass das Essen vor JOM HAKIPPRIM so zählt, als ob man zwei Tage gefastet hätte.
· Nach der letzten Mahlzeit, bevor man in die Synagoge geht, segnen die Eltern ihre Kinder.
· Der Tag wird durch das Anzünden der Kerzen durch die Frau mit dem Segensspruch: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, das Jom Kippur-Licht anzuzünden. Gelobt seist Du, Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns Leben und Bestand gegeben und uns diese Zeit hat erreichen lassen.“
· Man ist an diesem Feiertag im Bewusstsein, wie die Engel in Reinheit vor G-tt zu stehen, ganz in weiß gekleidet, manche tragen ihre Sterbekleider.
· JOM HAKIPPURIM wird durch fünf Gebete strukturiert, in deren Zentrum die AMIDA steht, in der die Essenz dieses Tages durch Einfügung von Schuldbekenntnissen, der Wunsch nach Rückkehr zu G-tt in der Gewissheit Seiner Barmherzigkeit zum Ausdruck kommt:
· Das MAARIW (Abendgebet) am EREW JOM HAKIPPURIM, das mit dem KOL NIDREI, dem Gebet um Befreiung von Gelübden, das man in den Tallit gehüllt spricht, beginnt ,
· am Morgen des JOM HAKIPPURIM das SCHACHARIT (Morgengebet), hier wird auch der Verstorbenen gedacht,
· direkt danach folgt das MUSSAFGEBET (zusätzliches Gebet).
· Am Nachmittag MINCHA (Nachmittagsgebet), in der HAFTARA wird hier das Buch Jona gelesen
· und am Ende von JOM HAKIPPURIM steht das NE'ILA (Schlussgebet), dass mit dem Blasen des SCHOFARS beendet wird.
· Danach sagt man zueinander: „LESCHANA HABA'A BIJERUSCHALAJIM HABNUJA“ (das nächste Jahr im (wieder)erbautem Jeruschalajim).
2. Gebote
Entsprechend den fünf Gebeten, gibt es fünf besondere Verbote und sie sind Gesetz:
· nicht essen und trinken
· sich nicht waschen
· sich nicht salben (eincremen)
· keine Lederschuhe tragen
· Enthaltung von ehelichem Verkehr
Diese Dinge zu unterlassen bedeutet auf keinen Fall eine Peinigung, und hat auch nichts mit Trauer zu tun, ist doch JOM HAKIPPURIM der höchste Festtag, sondern der Verzicht auf diese fünf Dinge hilft uns, über unsere physische Realität hinauszuwachsen hinein in eine spirituelle, macht den Menschen sozusagen Engeln gleich, die der aufgeführten Dinge auch nicht bedürfen.
Die Essenz von JOM HAKIPPURIM
Beleuchtet man die strukturellen Elemente von JOM HAKIPPURIM, erhält man einen Einblick in die Essenz dieses Tages. Bereits die Handlungen im Vorfeld von JOM HAKIPPURIM, Versöhnung untereinander, das Geben von mehr ZEDAKA, die Selbstbesinnung und -prüfung, die Bereitschaft und der sehnlichste Wunsch sich wieder G-tt zuzuwenden, sich zu ändern zeigen die Ernsthaftigkeit und die Heiligkeit dieses Tages. Diese Stimmung setzt sich fort im KOL NIDREI Gebet, welches auf eine ernsthafte, fast traurige Art und Weise intoniert wird. Geschichtlich gesehen ist dieses Gebet auf die Marannenzeit in Spanien zurückzuführen, als die Juden mit dem Schwert gezwungen wurden zum Christentum überzutreten und damit Gelübde auf sich nehmen, die sie gegen ihren Willen erfüllen mussten. Es geht also nicht um leichtfertige Schwüre, sondern hier wird deutlich, wie ernst sie und die daraus resultierenden Taten genommen werden.
Beim Sprechen des „SCHMA JISRAEL“, wird der zweite Teil, im Gegensatz zu allen übrigen Tagen des Jahres, laut gesprochen. Der Midrasch erzählt, das MOSCHE RABENU im Himmel den Engeln zuhörte, als sie dieses Gebet sprachen und er es war, der es auf die Erde brachte. Aus Respekt vor den Engeln, wird dieses Gebet leise gesprochen, aber am JOM HAKIPPURIM sind wir wie die Engel und sprechen es deshalb mit ihnen zusammen laut.
Das WIDUI, das Sündenbekenntnis ist länger und enthält eine Liste spezifischer Sünden, die kollektiv bekannt werden, das bedeutet zum einen, dass sich keiner aus der Gemeinschaft ausschließt und zum anderen, dass keiner beschämt wird und jeder die Möglichkeit hat, sich wiederzufinden. Zur TESCHUWA gehören drei Elemente:
· das klare Aussprechen, Benennen der Sünden
· Reue und Scham zu zeigen
· der Vorsatz es nie wieder zu tun
Die ersten beiden Elemente sind im WIDUI enthalten, das letzte fehlt jedoch. Das muss jeder persönlich tun, die Gemeinschaft kann einen vor G-tt nicht verpflichten, das ist eine persönliche Angelegenheit.
Das fünfte Gebet, das NEILA, das die Gebetsgemeinschaft aus dem JOM HAKIPPURIM herausträgt, wird nur am JOM HAKIPPURIM gebetet. Das Sündenbekenntnis ist hier kürzer, hat dafür aber einen Einschub, der die Gewissheit ausdrückt, dass G-tt den Umkehrenden annimmt: „Du reichst die Hand den Frevlern, und Deine Rechte ist ausgestreckt, um Umkehrende aufzunehmen. Du hast uns gelehrt, Ewiger, unser G-tt, vor Dir alle unsere Sünden zu bekennen, damit unsere Hände von der Gewalt lassen und Du uns annimmst mit unserer vollständigen Umkehr zu Dir ... Denn Du verzeihst Israel, vergibst den Stämmen Jeschuruns in jeder Generation, und außer Dir haben wir keinen König, der vergibt und verzeiht, nur Dich.“ (aus dem Machsor für JOM KIPPUR) Es schließt mit der Anerkennung der Einheit G-ttes. Vor dem geöffneten ARON HAKODESCH, Thoraschrank spricht der Vorbeter und die Gemeinde mit größter Andacht laut das „SCHMA JISRAEL“ in der Form, dass der erste Teil einmal, der zweite Teil dreimal laut gesprochen wird. Es endet mit der siebenmaligen Proklamation: „Der Ewige, Er ist der G-TT“. Danach wird der ARON HAKODESCH geschlossen und noch einmal ertönt das SCHOFAR mit der TEKIA GEDOLA.
Zu den Gebeten, die Ehrfurcht vor G-tt, die Bereitschaft zur Umkehr, die Gewissheit der Vergebung ausdrücken und die jedem ernsthaft betenden Heilung und Befreiung zuteil werden lassen, tritt durch die fünf Gebote der Enthaltsamkeit ein besonderes Maß an Heiligkeit und Spiritualität hinzu. Ohne Sorge um die alltäglichen Dinge, wie Essen und Trinken, in der völligen Konzentration auf das Spirituelle und so in der Gemeinschaft mit sich selbst und seinem Schöpfer, steigt der Mensch über seine physische Natur hinaus, verlässt die Stufe des bloßen Hörens des SCHOFARS und betritt einen spirituellen Raum der Gelassenheit und Heiterkeit. So wird JOM HAKIPPURIM zu dem große Tag der Ruhe, der Distanz zu allem weltlich Alltäglichem, an dem man eine neue wahrheitsgetreuere Sicht bekommt. Es geziemt sich, an diesem Tag seine Sünden zu bekennen, denn: „Denn an diesem Tage wird Er euch sühnen, um euch zu reinigen: von allen euren Sünden werdet ihr rein sein vor dem Ewigen.“ (Wajikra16,30) Am JOM HAKIPPURIM steht man vor HASCHEM und wird gereinigt.
Die Herrlichkeit und die Stärke des Tages besteht also darin, dass unsere kleine Kraft, die Kraft des Körpers, des Verlangens keine Macht mehr über uns hat. Um das zu verstehen, müssen wir uns mit der Bedeutung der fünf Verbote beschäftigen. Diese fünf verbotenen Dinge repräsentieren die Verankerungspunkte der Seele mit dem Körper, sie vereinen Körper und Seele, das Physische mit dem Spirituellem. An dieser Stelle sei dies nur am Beispiel des Essens erläutert. Durch Nahrungsaufnahme erhält sich der Mensch am Leben, hört er auf zu essen, stirbt er. Es kommt durch die Speise also etwas Unendliches, Unfassbares, eine spirituelle Kraft, die sich mit dem Körper, dem Physischen, Endliche vereint und so zum „Klebstoff“ zwischen Seele und Körper wird. Am JOM HAKIPPURIM wird darauf verzichtet, Gegensätze zu verbinden, das braucht man an diesem Tag nicht mehr, man ist wie die Engel im Himmel. Hier wird noch einmal klar, dass JOM HAKIPPURIM kein Tag der Trauer oder der Angst ist, sondern ein Tag, um in Reinheit vor G-tt zu stehen, G-tt so nahe wie sonst nie zu sein. Die Gebräuche und Gebote dieses Tages helfen uns, uns G-tt zu nahen. Aber selbst ohne sie bleibt der sehnlichste Wunsch HASCHEMS, dass die Menschen zu Ihm zurückkehren mögen und so hat JOM HAKIPPURIM, unabhängig vom Tun der Menschen, die Kraft der Sühne in sich selbst, denn HASCHEM selber ist es, der uns von allen Sünden reinigt. Mögen wir diesen Tag nutzen, um G-tt nahe zu sein und so schuldlos, rein, echt, untadlig und authentisch zu werden.
LG, Luluthia
Luluthia- Streber - gut so!
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» JOM KIPPUR - גמר חתימה טובה
» Papst Benedikt XVI. tritt zurück...
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