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"Lasst Euch Bärte wachsen und geht zu den Männern"

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"Lasst Euch Bärte wachsen und geht zu den Männern" Empty "Lasst Euch Bärte wachsen und geht zu den Männern"

Beitrag von Elischua Di 05 Nov 2013, 13:51

Weil sie beten wollen wie die Männer, werden Frauen an der Klagemauer regelmäßig bespuckt, beschimpft oder mit Klopapier beworfen. Nun könnte es nach 25 Jahren Geschlechterkampf Frieden geben.
Von [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]

Frauen kämpfen für Gebetsrecht an der Klagemauer
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Quelle: Die Welt Seit 25 Jahren kämpfen die Frauen von "Women of the Wall" für das Recht, an der Klagemauer laut Beten zu dürfen. Ultraorthodoxe Juden haben die Frauen in der Vergangenheit beschimpft und ausgegrenzt.

Am Ende geht Anat Hoffman an die Absperrung und bedankt sich bei den Sicherheitskräften. Die Jerusalemer Polizei, die die Frauenrechtlerin einmal mitten im Gebet verhaftet und sie mit einer russischen Prostituierten in eine Zelle gesteckt hat, hat diesmal dafür gesorgt, dass es weitgehend friedlich blieb an dem Ort, wo sonst einmal im Monat Krieg herrscht.
Die Klagemauer ist nicht nur eine der heiligsten Stätten des Judentums, sondern Schauplatz eines erbitterten Geschlechterkampfs: Ultraorthodoxe und liberale Juden treffen hier aufeinander, Männer und Frauen, die seit Jahrzehnten darum streiten, wer hier wie seine Religion ausleben darf.
Das Areal ist zweigeteilt: Links beten die Männer, rechts die Frauen; eine Trennwand teilt die Sektionen. Die Aufsicht über die Klagemauer hat ein Rabbiner inne, der streng darauf achtet, dass hier die orthodoxen Regeln eingehalten werden. Lautes Beten und Singen, das Tragen von Gebetsschal und Gebetsriemen und das Lesen aus der Thora ist allein den Männern vorbehalten.
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Foto: Christine Kensche Eine betende Frau an der Klagemauer

Polizeischutz für 20 Aktivistinnen
Anat Hoffman und ihre Mitstreiterinnen begehren dagegen auf. "Wir wollen hier so beten können, wie wir es selbst für richtig halten", sagt die Vorsitzende der Organisation [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können].
An jedem ersten Tag des jüdischen Kalendermonats ziehen die Frauen in voller Montur zur Klagemauer – und den Hass der Ultraorthodoxen auf sich. Sie werden beschimpft und bespuckt, mit Toilettenpapier beschmissen.
Meist geht ihr Gebet in wütenden Pfiffen unter. Bei ihrem letzten Treffen hat die Schas, die ultraorthodoxe Partei Israels, Schülerklassen mobilisiert. "Fahrt zur Hölle", "Ihr solltet verbrennen", "Warum lasst ihr euch keine Bärte wachsen und geht zu den Männern rüber", schrien Tausende Mädchen den knapp 200 Frauen entgegen, die sich nur noch unter Polizeischutz in die Nähe der Klagemauer wagen können.
Immerhin: Die Zahl der Gegendemonstranten wird kleiner
An diesem Tag sind die Sicherheitsvorkehrungen besonders streng. "Women of the Wall" feiern ein Jubiläum: 25 Jahre kämpfen sie nun schon für Gleichberechtigung an der Klagemauer. Rund 800 Frauen strömen am frühen Morgen zum gemeinsamen Gebet, darunter einige Mitglieder, die eigens aus den USA angereist sind.
Polizisten umringen die Gruppe, Sicherheitszäune halten erzürnte Männer mit Schläfenlocken von dem Aufmarsch fern. Wieder hat ein Rabbi Schülerinnen zum Boykott aufgerufen, doch diesmal gehen sie in der Menge unter. "Warum ziehen sie sich an wie Männer, sie beleidigen unseren Glauben", empören sich einige Mädchen.
"Die Schreie nehme ich schon gar nicht mehr wahr", sagt Anat Hoffman. Dass die Protestler in der Minderheit sind, wertet sie als großen Erfolg. "Ich habe immer daran geglaubt, dass wir hier einmal halbwegs friedlich beten können", sagt die 59-Jährige. "Aber nicht, dass das 25 Jahre dauern würde."
Hoffman ([Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können], aber [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]) ist beinahe zufällig zur Galionsfigur der Frauenbewegung geworden. Als 1988 Reformerinnen aus den USA erstmals das Tabu brachen und laut an der Klagemauer beteten, wollte Hoffman ihnen eigentlich nur mit einem Klapptisch aushelfen.

Das Brennglas der Gesellschaft
Ein paar Frauen, die sie von ihrem Psychologiestudium in Kalifornien kannte, brauchten noch eine Unterlage, um ihre Thora ausrollen zu können. Hoffman selbst hatte nicht vor, an dem Gebet teilzunehmen. Doch als sie sah, wie ihre Bekannten beleidigt wurden, entschied sie sich anders.
"Die Klagemauer ist das Brennglas unserer Gesellschaft", sagt Hoffman. Nirgendwo werde die Spaltung in liberale und konservative Lager derart deutlich. Während die reformerischen Strömungen immer stärker werden, pochen die Orthodoxen auf ihre Vorherrschaft.
Sie sehen in "Women of the Wall" eine rein amerikanische Organisation, die allein auf Provokation aus ist. Die mehrheitlich von amerikanischen Jüdinnen gegründete Bewegung werde inzwischen aber überwiegend von israelischen Gläubigen getragen, sagt Hoffman.
2000 konnten die Frauen einen flüchtigen Sieg erringen: Das Oberste Gericht Israels erlaubte ihnen das Gebet in voller Montur. Doch die religiösen Parteien protestierten – und 2003 nahm das Gericht das Urteil wieder zurück.

Eine Kommission für den Kampf an der Klagemauer
Dutzende Frauen wurden bereits wegen "Störung der öffentlichen Ordnung" festgenommen. Hoffman erinnert sich noch gut an ihre Nacht im Gefängnis. 2010 wurde sie von zwei Beamten an der Klagemauer abgeführt.
Sie hat sich die graue Plastiktüte rahmen lassen, in der sie damals ihre persönlichen Sachen, darunter ihren Gebetsschal, abgeben musste. "Ihr seid wie [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]", sagte die russische Prostituierte zu ihr, mit der sie damals in der Zelle saß.
Heute kann Hoffman darüber lachen. Auch, weil das Jerusalemer Bezirksgericht ihnen im Frühjahr regelmäßige Gebete gewährt hat. Und weil nach 25 Jahren Kampf nun erstmals Frieden möglich scheint: Premierminister Benjamin Netanjahu hat eine Kommission ins Leben gerufen, die den Krieg an der Klagemauer schlichten soll.
Sie will eine dritte Gebetszone am südlichen Teil der Klagemauer einrichten, an der liberale Juden ungestört beten dürfen. Hoffman und ihre Mitstreiterinnen haben den weniger prominenten "Ort für Zweite-Klasse-Juden", wie sie den für archäologische Ausgrabungen benutzten Abschnitt nennen, bislang abgelehnt.

Die Macht des Rabbiners
Doch nach einem internen Streit haben sich die Frauen jetzt bereit erklärt, in eine alternative Sektion zu ziehen – wenn die Regierung ihnen einige Forderungen erfüllt: Die Macht des Rabbiners soll auf die bisherigen beiden Abschnitte beschränkt bleiben.
Der neue Platz soll rund um die Uhr zugänglich sein, wie die orthodoxen Bereiche staatlich finanziert und bei offiziellen Besuchen berücksichtigt werden. Die Aufsicht soll ein Gremium inne haben, das mindestens zur Hälfte von Frauen besetzt ist.
In den kommenden Wochen sollen die Verhandlungen beginnen. Bis es soweit ist, wollen "Women of the Wall" weiter an der Klagemauer beten. Unter Polizeischutz, versteht sich. Denn noch, sagt Anat Hoffman, könne man von Frieden nicht wirklich sprechen. "Aber vielleicht von einem Waffenstillstand."
(Quelle: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] )
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"Lasst Euch Bärte wachsen und geht zu den Männern" Empty Nicht ohne meine Tefillin

Beitrag von Elischua Di 04 Feb 2014, 19:23

Nicht ohne meine Tefillin
Sollen auch Frauen Gebetsriemen anlegen? Meinungen aus den USA und Deutschland
30.01.2014 – von [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]


»Stärken die Konzentration beim Gebet«: Frau mit Tefillin an der Kotel in Jerusalem
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
© Flash 90
Tefillin, die traditionellen Gebetsriemen, wurden im Judentum jahrhundertelang nur von Männern getragen. Dass auch Frauen Tefillin anlegen, ist eine relativ neue Entwicklung – üblich vorwiegend im konservativen und im Reformjudentum. In orthodoxen Synagogen dagegen wickeln sich nur Männer und Jungen ab dem Barmizwa-Alter beim wochentäglichen Gebet – nicht am Schabbat! – die schwarzen Gebetsriemen um Hand und Stirn. Die Kapseln der Tefillin enthalten das Schma Israel (»Höre Israel«) und andere wichtige Texte der Tora. Die traditionelle Begründung für das männliche »Privileg« ist, dass Frauen von an bestimmte Tageszeiten gebundenen Mizwot, denen Männer unterliegen, befreit sind.

Doch nun zeichnet sich in der modernen Orthodoxie in den USA ein neues Interesse an Tefillin für Frauen und Mädchen ab: Die renommierte Salanter Akiba Riverdale High School (SAR), eine modern-orthodoxe Schule in New York erlaubt ihren Schülerinnen seit Neuestem, Gebetsriemen anzulegen – eine Entwicklung, die jüdische Medien weltweit aufgegriffen haben: Zwei 15- und 16-jährige Mädchen hatten so lange auf das Tragen der Tefillin beim Gebet in der Schule bestanden, bis der Rektor nachgab.

Die Zeitungen »The Jewish Daily Forward« und »Haaretz« zitierten die On-line-Schülerzeitung der Shalhevet High School in Los Angeles, »The Boiling Pot«, die sich wiederum auf eine E-Mail des Rektors der SAR High School von Dezember 2013 berief.

»Ich habe zwei Schülerinnen erlaubt, während des Gebetes Tefillin zu tragen«, schrieb der Schulleiter, Rabbi Tully Harcsztark demnach in der Mail: »Ich glaube, dass es halachisch zulässig ist, obwohl es in den Gemeinden eine komplizierte Frage ist.« Er wisse aber, dass die Tefillin-Frage Streit auslösen könne, räumte der Rektor ein. Die betroffenen Mädchen Ronit Morris (15) und Yael Marans (16) wiederum sagten der Zeitung »SAR Buzz«, sie würden nun jeden Tag in der Schule Tefillin legen.

Mizwa »Diese Mizwa ist seit Langem sehr wichtig für mich, und ich bin froh, sie nun in der Schule erfüllen zu können«, so die 15-jährige Ronit. Seit ihrer Batmizwa habe sie damit begonnen, regelmäßig Gebetsriemen zu tragen. Die 16-jährige Yael berichtete, auch ihre Mutter lege Tefillin jeden Tag zum Gebet an. Für sie selbst sei das Ritual ein wichtiger Teil ihrer Verbindung zur Religion: »Ich habe erkannt, dass es mich dazu veranlasst, an Gott zu denken. Ich würde nicht sagen, dass ich dabei jedes Mal erneut Ehrfurcht vor Gott empfinde, aber manchmal bringt es mich wirklich zum Nachdenken. Es ist einfach etwas in meinem Tagesablauf, das mich bewusst und konzentriert macht«, so Yael weiter.

Allerdings gibt es auch Mädchen an der SAR High School, die das Tragen von Tefillin als unorthodox ablehnen, weil sie es als typisch für die Masorti-Bewegung betrachten. Judy Heicklen, Präsidentin der Orthodoxen Feministischen Allianz, begrüßte dagegen die Entscheidung des Rektors. »Ich bin erfreut darüber, wenn die Möglichkeiten eines jeden Menschen, mit Gott in Verbindung zu treten, auf eine halachisch zulässige Weise erweitert werden«, wurde sie vom »Forward« zitiert. Laut der Zeitung erlaubt nun auch die modern-orthodoxe Ramaz High School in Manhattan ihren Schülerinnen offiziell das Legen von Tefillin.

prioritäten Rabbiner Avichai Apel, Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD), hat die Diskussion in den USA aufmerksam verfolgt – und sagt: »Es ist Frauen nicht verboten, Tefillin zu legen, aber es ist nicht nötig.« Eine Frau, die das Bedürfnis danach habe, könne Tefillin zu Hause legen, aber des Anstands halber nicht in der Synagoge. Die Frau sei Gott grundsätzlich näher als der Mann, sodass sie der täglichen Abfolge der Gebete nicht unterworfen sei: »Es ist wichtiger, dass eine Frau sich Zeit für die Erziehung ihrer Kinder nimmt, anstatt Tefillin zu legen«, so Apel.

Rabbiner Daniel Fabian, Leiter der Lauder-Midrascha für junge Frauen in Berlin-Mitte, berichtet, er habe die Frage nach Tefillin noch nicht gehört. »Manchmal haben junge Frauen danach gefragt, warum nur Männer Tefillin legen, aber sie haben nicht zum Ausdruck gebracht, dass sie es selbst gerne tun würden«, sagt Fabian. Seiner Ansicht nach könnten Frauen ein Bedürfnis nach größerer religiöser Entfaltung auf andere Weise zum Ausdruck bringen, zum Beispiel in Lerngruppen. »Das Legen von Tefillin wird mit Männern assoziiert, das war immer so«, sagt der Rabbiner. »Ich habe das Gefühl, die Mädchen in der Midrascha sind zufrieden mit dem, was sie tun.«

Die liberalen Rabbinerinnen Alina Treiger aus Oldenburg und Antje Yael Deusel aus Bamberg dagegen verweisen auf talmudische Quellen: Im Babylonischen Talmud (Eruwin 96a) und im Jerusalemer Talmud wird übereinstimmend berichtet, auch Michal, die Tochter von König Saul, habe Tefillin angelegt – und die Weisen hätten sie nicht davon abgehalten. Jugendliche beider Geschlechter lernen den Umgang mit den Gebetsriemen vor der Bar- oder Batmizwa, berichten die Rabbinerinnen übereinstimmend.

Schacharit In der konservativen Richtung des Judentums ist das Legen von Tefillin zum Schacharit (Morgengebet) nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen ausdrücklich erwünscht. »Am Werktag trage ich selbstverständlich Tefillin. Eine Mizwa der Tora, aus dem Schma Jisrael, so konkret zu erfüllen, hat eine unglaubliche Power«, betont Masorti-Rabbinerin Gesa Ederberg aus Berlin: »Besonders liebe ich den Moment, wenn man mit den Riemen die drei Ringe als Ot Brit – Zeichen des Bundes – um den Finger legt und sagt: ›Ich verlobe mich dir in Ewigkeit, durch Gerechtigkeit und Recht, in Liebe und Erbarmen.‹«

»Für mich bedeuten Tefillin ein großes Stück Jüdischkeit – sie erhöhen die Kawana (Intention) beim Beten«, findet auch Rabbinerin Antje Yael Deusel aus Bamberg. Der Wert des Gebets einer Frau sei aber der gleiche, ob ihr Arm nun von schwarzen Riemen umwickelt sei oder nicht. Deusel beobachtet in ihrer Gemeinde einen regelrechten Trend: »Manche Frauen lächeln noch verschämt und sagen: Hilf mir mal. Aber je länger sie es tun, desto lieber tun sie es. Denn wenn man nicht verpflichtet ist, etwas zu tun, dann macht man es viel lieber.« In ihren Morgengottesdienst kämen regelmäßig Schüler eines Gymnasiums, das in Laufweite der Synagoge liegt – und sowohl Jungen als auch Mädchen legten dabei Tefillin an. Alina Treiger sagt, in Oldenburg hätten die Beter über Tefillin und Kippot für Frauen diskutiert – und es sei beschlossen worden, dass beides zulässig sei.

Tendenziell legen Reformrabbinerinnen allerdings weniger Wert darauf, selbst Gebetsriemen zu tragen. Sie habe die Tefillin nur einmal in der Gemeinde angelegt, bekennt Alina Treiger: »Es muss nicht unbedingt ein regelmäßiger Akt sein.« Manche Frauen sähen das Wickeln der Riemen um den Arm als Entblößung, andere wiederum befürchteten, die Kapsel an der Stirn könne die Frisur zerstören. Auch die liberale Rabbinerin Irith Shillor aus Hameln betet lieber ohne Tefillin: »Ich habe nichts dagegen, aber ich habe auch nicht das Bedürfnis danach«, sagt sie.
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