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Hubertus Mynarek ein Kirchenkritiker

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Hubertus Mynarek ein Kirchenkritiker Empty Hubertus Mynarek ein Kirchenkritiker

Beitrag von Elischua Do 25 Aug 2011, 16:08

Vita des Prof. Dr. theol. Hubertus Mynarek

Der Religionswissenschaftler und Kirchenkritiker

Der Religionswissenschaftler, Philosoph und Theologe Hubertus Mynarek ist einer der prominentesten Kirchenkritiker des 20. und 21. Jahrhunderts.

Nach dem Studium der Philosophie, Psychologie und Theologie promovierte er im Fach Theologie und habilitierte sich an der Universität Würzburg für
Vergleichende Religionswissenschaft und Fundamentaltheologie. Als Professor lehrte er an den Universitäten Bamberg und Wien u.a.
Vergleichende Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und Fundamentaltheologie. 1972 war er Dekan der Katholisch-Theologischen
Fakultät der Universität Wien.

Mynarek war der erste Universitätsprofessor der Theologie im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts, der es wagte, aus der Katholischen Kirche auszutreten. Mit einem offenen Brief an den Papst prangerte er dessen Herrschsucht, die Machtstrukturen und das Profitstreben der kirchlichen Hierarchie an und verabschiedete sich damit aus diesem totalitären System.

Als Mynarek 1973 das Buch "Herren und Knechte der Kirche" über die innersten Zustände in der Kirche herausgab, wurde er mit 15 Gerichtsprozessen und Schadensersatzklagen von Seiten sich durch sein Buch beleidigt fühlender Kirchenvertreter überzogen.
Ein Neuerscheinen dieses Buches war wegen Einstweiligen Verfügungen und schwebender Prozesse jahrzehntelang faktisch verboten. Erst im Jahre 2002 erschien die nun aktualisierte und noch brisantere Neuauflage unter demselben Titel.
Diese Neuauflage ist nur noch über den Ahriman Verlag, Freiburg, oder direkt über den Autor beziehbar. In den Werken "Eros und Klerus", "Casanovas in Schwarz" und "Jesus und die Frauen" beleuchtet Mynarek die inhumane Sexualmoral der Kirche von allen Seiten und ihre fürchterlichen praktischen Konsequenzen.
In "Denkverbot", "Zwischen Gott und Genossen", "Erster Diener seiner Heiligkeit", "Verrat an der Botschaft Jesu", "Die Neue Inquisition" und in den Papstbüchern „Der polnische Papst“ (über Wojtyla) und „Papst-Entzauberung“  (über Ratzinger) werden die Machtallüren und Machtintrigen der Kirche und ihrer Führer anschaulich und detailliert beschrieben.

Der Kulturphilosoph

Mynarek ist aber auch als Kulturphilosoph und Begründer einer dogmenfreien Ökologischen Religion und eines Ökologischen Humanismus hervorgetreten.
Dieses Ansinnen verbreiten seine Bücher "Ökologische Religion", "Religiös ohne Gott?", "Orientierung im Dasein", "Die Vernunft des Universums", "Mystik und Vernunft" und "Die Kunst zu sein".
Hier ein Interview mit Hubert Mynarek betr.RKK! Weiteres v. H.M haben wir hier!
Elischua
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Hubertus Mynarek ein Kirchenkritiker Empty Der Fall Mynarek

Beitrag von Elischua Do 10 Dez 2015, 09:19

Kirche und Kritik I: Der Fall Mynarek

Das nachfolgende Interview mit dem Religionskritiker Hubertus Mynarek konnte in der Zeitschrift MIZ (2(2000) aufgrund von Platzproblemen nur gekürzt wiedergegeben werden. Hier nun das Interview in seiner ursprünglichen, ungekürzten Version.
 
Der Religionswissenschaftler, Philosoph und Theologe Prof. Dr. Hubertus Mynarek zählt unbestritten zu den prominentesten Religions- und Kirchenkritikern im deutschsprachigen Raum. Mynarek, der 1953 zum Priester geweiht wurde, von 1966-68 als Professor für Religionsphilosophie in Bamberg und von 1968-72 als Professor für Religionswissenschaft in Wien unterrichtete, war von 1971-72 Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien. Seine universitäre Karriere endete abrupt, als er im November 1972 (als erster deutschsprachiger Theologieprofessor überhaupt) aus der Kirche austrat, ein Schritt, den er in einem scharf formulierten "Offenen Brief an den Papst" ausführlich begründete. Nachdem ihm die kirchliche Lehrbefugnis entzogen wurde, hatte der österreichische Staat keine Verwendung mehr für den Gelehrten. So wurde Mynarek schon mit 43 Jahren pensioniert.
Intellektuell kaltstellen ließ er sich jedoch nicht. Er veröffentlichte zahlreiche aufsehenerregende Bücher, in denen er sich mehr und mehr nicht nur von der Kirche, sondern auch vom Christentum und seiner zentralen Gestalt, Jesus von Nazareth, distanzierte. Vor allem die Bücher "Herren und Knechte der Kirche" (1973) und "Eros und Klerus" (1978) verschärften die Konfrontation mit der Amtskirche, die den Kampf gegen Mynarek so verbissen führte, dass dieser eine Zeit lang um seine ökonomische Existenz bangen musste. Mynarek ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Im Gegenteil: Im Laufe der Jahre avancierte er vom christlich geprägten Kirchenkritiker zum fundamentalen Religionskritiker, was sich vor allem in den Werken "Denkverbot. Fundamentalismus in Christentum und Islam" und "Jesus und die Frauen" niedergeschlagen hat. Insbesondere das letztgenannte Buch zeigt auf, wie naiv und unberechtigt der häufig verwendete Slogan "Jesus ja, Kirche nein" ist. Das Buch zählt sicherlich zu den klarsten, spannendsten und auch humorvollsten Darstellungen der zutiefst widersprüchlichen Gestalt des biblischen Jesus. Es ist einerseits das dringend notwendige Gegengift zu den modischen, jedoch intellektuell unredlichen Versuchen, die biblische Jesusgestalt feministisch aufzupolieren, anderseits aber auch ein hervorragender Beleg für die beinahe tragisch-komische Bodenlosigkeit "christlicher Moralvorstellungen". Mynarek weist nämlich nach, dass der vermeintlich keusche "Messias" mit großer Wahrscheinlichkeit der (für Hirtenkulturen typischen) polygamen Tradition folgte, sich also - dem Vorbild Davids und Salomos entsprechend - ein Harem liebeswilliger Damen zulegte. Ein Szenario, das christlichen Keuschheitspredigern sicherlich kaum gefallen wird.Dementsprechend erfährt Mynarek von kirchlicher Seite scharfe Ablehnung.
Aber auch in der religionskritischen Szene ist Mynarek heftig umstritten. Für viele war unverständlich, daß er sein Buch Die neue Inquisition. Sektenjagd in Deutschland ausgerechnet im Verlag Das Weiße Pferd, dem Hausverlag des Universellen Lebens, veröffentlichte. Gravierender ist sicherlich Mynareks unklares Verhältnis zu Religiosität. Naturreligiöse Vorstellungen, wie sie in Ökologische Religion. Ein neues Verständnis der Natur (1986) und seitdem in diversen Aufsätzen formuliert werden, warfen die Frage nach der Abgrenzung gegenüber organizistischen Gesellschaftsmodellen und der naturorientierten Spiritualität der Rechten auf; einige KritikerInnen wollten in dem Werk sogar faschistoide Züge erkennen.
Auch innerhalb der MIZ-Redaktion wurde durchaus kontrovers diskutiert, ob es richtig ist, Hubertus Mynarek in der MIZ ein Forum zu bieten. Sein Naturverständnis kann - selbst wenn es nicht intendiert sein mag, was wir gerne unterstellen - reaktionären Auslegungen Vorschub leisten. Andererseits halten wir die Kenntnisse des Kirchenkritikers Mynarek für zu wichtig, um sie einfach zu übergehen. Und bei aller Kritik gestehen wir Mynarek das Recht auf eine faire Auseinandersetzung zu. Das engstirnige Beharren auf "Political Correctness" schafft innere Scheren im Kopf, die in der Lage sind, Geistesfreiheit nachhaltig zu beschneiden. Dem möchte die MIZ-Redaktion entgegenwirken.
MSS
MIZ: Herr Prof. Mynarek, können Sie kurz das Hauptanliegen Ihres Buches "Die Neue Inquisition" schildern?
Mynarek: Das Hauptanliegen ist die Verteidigung religiöser und weltanschaulicher Minderheiten in Deutschland. Es geht dabei gar nicht in erster Linie um die Wahrheitsfrage, d.h. um die Frage, ob die neuen religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften eine wahre Lehre repräsentieren, denn diesen Anspruch, die wahre Religion zu sein, können ja auch die beiden Großkirchen nicht erfüllen, auch wenn sie wie die katholische die Unfehlbarkeit dogmatisch für sich deklarieren. Nein, ich halte mich da sinngemäß an Voltaires berühmten Satz, er werde für die Position seines weltanschaulichen Gegners kämpfen, auch wenn er sie nicht für richtig halte, um die Denk- und Meinungsfreiheit im Staat zu gewährleisten.
Es ist doch leider in Deutschland so, dass die beiden "christlichen" Großkirchen, die ja im Grunde, soziologisch betrachtet, ebenfalls Sekten sind, eben über besondere Macht verfügende Großsekten, den gesamten Religionsbereich allein für sich usurpieren, patentieren, monopolisieren und den Staat trotz der grundgesetzlich verbürgten weltanschaulichen Neutralität für ihre Ziele einspannen, um alle rechtlichen und finanziellen Privilegien, die der Staat der Religion gewährt, allein in ihre Kanäle fließen zu lassen. Daher das Unding, das nicht bloß die beiden um ihre Sonderstellung und ihre Privilegien fürchtenden Kirchen, sondern sogar auch der Staat Sektenbeauftragte einsetzt, die die vermeintlich so bösen Sekten bekämpfen sollen.
Die von den Kirchen geschürte Sektenphobie und -hysterie kennt teilweise keine Grenzen mehr, obwohl die Sekten- und Psychokulten gewidmete Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags nach jahrelangen Recherchen feststellen musste, dass von den Sekten in Deutschland keine nennenswerten Gefahren ausgehen. Mein Buch behandelt die durchaus cleveren, ja raffinierten Strategien und Methoden der neuen Inquisitoren, sprich der Sektenbeauftragten, die darauf abzielen, alle nichtkirchlichen Gruppierungen der totalen sozialen Ächtung anheim fallen zu lassen. Man stelle sich nur vor, wie der gesamte Medienwald aufheulen würde, wenn in den Sekten derart häufig und massiv sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen getrieben würde, wie dies durch Priester der beiden Großkirchen immer wieder geschieht.
MIZ: Warum mussten Sie Ihr Buch "Die Neue Inquisition" ausgerechnet im Verlag des "Universellen Lebens" veröffentlichen?
Mynarek: Nun, ich habe nicht von vornherein vorgehabt, das Buch in diesem Verlag herauszubringen. Knapp 30 Verlagen habe ich mein Manuskript bzw. ein ausführliches Exposé vorgelegt. Aber die Verlags- und Medienlandschaft in Deutschland folgt doch weitgehend den staatskirchlichen Vorgaben, so dass ich nur Absagen erhielt. Prominente Religions- und Kirchenkritiker, denen ich mein Manuskript vorlegte, bestärkten mich aber darin, dass der Grund für diese Absagen keineswegs an der Qualität meines Manuskripts liege, sondern in der politisch-religiösen Konstellation, d.h. dem prostitutiven Verhältnis, das wir in Deutschland zwischen Staat und Kirche haben. Ich war schon fast verzweifelt, da boten mir Vertreter des UL, die einen Vortrag von mir gehört hatten, der sich auch mit dem Schicksal meines unveröffentlichten Manuskripts befasste, an, dieses zu drucken. Vorher hatte ich auch erwogen, das Buch im Selbstverlag herauszubringen, aber die Druckkosten (zwischen 25.000,-- und 35.000,-- DM) waren mir einfach zu hoch.
MIZ: Bedauern Sie mittlerweile Ihre Verlagswahl?
Mynarek: Nun, ich möchte nicht undankbar sein. Ohne diesen Verlag und seinen hohen Kostenaufwand wäre das Buch möglicherweise immer noch nicht veröffentlicht, von dem z.B. Prof. Buggle, Autor des Bestsellers "Denn sie wissen nicht, was sie glauben" sagt, dass es "eigentlich Pflichtlektüre jedes mündigen Staatsbürgers sein sollte, um ein wenig die ungeheure Ignoranz in Sachen Christentum und Religion und die sich daraus ergebende Schafsköpfigkeit in dieser Gesellschaft abzubauen". Andererseits habe ich natürlich nicht mit den ungeheuerlichen Angriffen gerechnet, die ich wegen der Veröffentlichung meines Buches in einem Verlag des UL (es ist übrigens nicht der Hauptverlag desselben) erleben musste und die bis hin zum Faschismus-Vorwurf reichten. Zwar hat sich das UL nie mit Faschismus und Antisemitismus befleckt (die Kirchen sehr wohl und massiv!), aber einige kirchliche Sektenbeauftragte und ihre Helfershelfer in diversen Presseorganen vermögen inzwischen mit der Faschismuskeule ebenso geschickt wie mit der Sektenkeule zu schwingen. Auf diese Weise begibt man sich in Deutschland auf eleganteste Weise der Notwendigkeit, logisch und objektiv gegen jemanden zu argumentieren. Angesichts all dessen bedaure ich natürlich meine Verlagswahl, weil sie mir viele neue Feinde eingebracht hat, die gar nicht mal bösen Willens sein müssen, sondern lediglich die Schablone "Kirchen ja - Sekten nein" undifferenziert und unreflektiert übernehmen. Auch der Buchhandel reagiert ja nach dieser Schablone: die Barsortimente, also die großen überregionalen Buchauslieferer nehmen mein Buch nicht in ihr Programm auf, dementsprechend erscheint es auch nicht auf den Computern der Buchhandlungen. Aber wozu schreibt denn ein Autor sein Buch, wenn es nicht verbreitet wird? Das ist gerade bei diesem Buch so schade, weil es nicht bloß detailliert die brutalen Foltermethoden der alten Inquisition schildert, sondern auch die raffinierten, aber verschleierteren Methoden der heutigen Inquisition ans Licht bringt.
MIZ: Sie haben für das "Universelle Leben" unter anderem auch Gutachten erstellt. Was halten Sie persönlich von den Offenbarungen der Gabriele Wittek?
Mynarek: Ja, es stimmt: Ich habe mal in meinem Charakter als Religionswissenschaftler ein Gutachten für das Gericht erstellt, in welchem ich nachwies, dass das UL genau das gleiche Recht auf eine eigene Schule haben müsse wie die Kirchen. Das Gericht folgte auch dieser Argumentation, das bayerische Unterrichtsministerium allerdings nicht. Es musste erst durch das Gericht zur entsprechenden Genehmigung gezwungen werden. Mein Gutachten war allerdings keineswegs ein Gefälligkeitsgutachten. Ich zeigte durchaus so manchen Irrationalismus in der Lehre des UL auf, verwies aber darauf, dass die Irrationalismen und Absurditäten der kirchlichen Dogmatik ersteren noch weit übertreffen.
Was halte ich nun von den Offenbarungen der Gabriele Wittek? Dazu muss ich sagen: Ich bin aufgrund eingehenden Studiums vieler Denksysteme zum Agnostiker geworden. Mein Credo: Wir können zwar unendlich viele "letzte" Sinnfragen stellen, auch alle mögliche Antworten darauf geben. Es muss uns nur stets klar sein, dass keine Antwort unfehlbar wahr sein kann, dass wir immer Sinn Suchende, Sinn Erfragende, uns eigenen Sinn Gebende sein werden. Diese meine Überzeugung kann auch die Prophetin des UL nicht erschüttern. Man sollte sie aber wegen ihrer "unfehlbaren Eingebungen aus dem Jenseits" nicht ungerechter behandeln als den Papst, der das Gleiche behauptet, wobei sich der Papst als einziger Guru einer religiösen Institution diese Unfehlbarkeit noch dogmatisieren ließ. Ich muss noch hinzufügen, dass ich in meinem Buch "Denkverbot" alle Unfehlbarkeiten, alle Offenbarungen aus angeblich metaphysischen Höhen als Inspirationen, Intuitionen, Projektionen und dergleichen mehr kritisierte. Dem UL war dieser Standpunkt bekannt, trotzdem war man dort so tolerant, mir keine Vorbedingungen in Bezug auf mein Buch "Die Neue Inquisition" zu stellen. Das wäre bei den Kirchen unmöglich gewesen!
Ich gebe jedoch einem Denker wie Schmidt-Salomon, der die kirchliche wie die Sektenszene kennt, recht, wenn er sagt, dass man in katholischen und evangelischen Akademien mehr Rationalisten und Agnostiker antrifft als im UL. Tatsächlich war ja ein Grund meines Kirchenaustritts, dass ich so vielen Agnostikern, ja Atheisten unter den hohen Würdenträgern der beiden Kirchen begegnete, die aber zugleich vor dem kirchlichen Fußvolk, den staatlichen Behörden und der Öffentlichkeit die angebliche Kraft ihres Glaubens betonten. Es gibt nur wenig Schlimmeres als diese heuchlerische Schizophrenie, die aber groteskerweise die Stabilisierung des charakterlosen staatskirchlichen Mischverhältnisses noch verstärkt.
MIZ: Auch Ihr Buch "Ökologische Religion" ist auf scharfe Kritik gestoßen. Können Sie nachvollziehen, warum einige Rezensenten in Ihren Darlegungen reaktionäres Gedankengut zu erkennen glaubten? Würden Sie das Buch heute genauso schreiben oder hat sich Ihre Position seit der Niederschrift des Buches geändert?
Mynarek: Reaktionäres Gedankengut ist in meinem Buch "Ökologische Religion" überhaupt nicht enthalten. Es ist auch keine neuheidnische Schwärmerei für die Natur, wohl aber liefert es eine Unmenge naturwissenschaftlicher, ökologischer, psychologischer und antropologischer Argumente für die Rettung der Natur auf unserem Planeten und für die Achtung und Anerkennung der Werte und Rechte der Tiere und Pflanzen. Vielen gefiel dieses Buch schon deshalb nicht, weil ich darin für ein Ende des Fleischkonsums eintrat, durch den ja viele Tiere gequält und getötet werden, nicht nur durch die makabren Tierversuche zu medizinischen und militärischen Zwecken. Aber ich halte es hier mit Leo Tolstoi, der den berühmten Satz prägte: "Solange es Schlachthöfe gibt, wird es Kriege geben." Eine echte, ethische Höherentwicklung der Menschheit wird es in der Tat nicht geben, solange wir Schmerz und Leid genau so wie wir empfindende nichtmenschliche Lebewesen töten. Mein Freund Karlheinz Deschner, Autor der berühmten "Kriminalgeschichte des Christentums" hat das auf den Punkt gebracht: "Warum essen Menschen Tiere? Weil sie ihnen schmecken. Das ist zwar barbarisch, ist ethisch indiskutabel, aber so ist es. Es ist, wie es ist, und es ist fürchertlich ... Differenziertere Gemüter räumen den Sachverhalt nicht so gerne ein, zu roh, zu gemein, wie er ist, einfach niederträchtig, basierend allein auf dem Recht des Stärkeren, dem Recht der Gewalt."
Interessanterweise hat mein Buch in fast allen Lagern heftige Gegner gefunden. Paradoxerweise auch bei den Christen. Aber auch da trifft Deschner den heute verschleierten bzw. ins Gegenteil ökologisch hochgejubelten Tatbestand, wenn er betont: "Für das Christentum beginnt die Tragödie des Tiers, die größte Tragödie auf Erden, bereits im Alten Testament ... Biblischer Tierschutz? ... Der nackte Egoismus einer Viehzüchterreligion!"
Manche Atheisten, vor allem marxistischer Prägung, wollten in meiner Erweiterung des Naturbegriffs, in dem Umstand, dass ich die Natur nicht nur in ihrem grausamen Daseinskampf, sondern in ihrem ästhetischen, kommunikativen, symbiotischen, bewusstseinsmäßigen etc. Aspekten sehe und bewundere, nicht nur neuheidnische Schwärmerei, sondern sogar faschistoide Elemente erblicken. Sie kennen ihren Marx nicht, der an zahlreichen Stellen seiner Werke geradezu überschwänglische Hymnen auf die Natur singt.
Natürlich würde ich heute manche neue Details in mein Buch einbringen. Aber an der Grundstruktur und Grundintention meines Buches brauche ich nichts zu ändern, weil sie nichts Reaktionäres oder Faschistoides enthält. Dass ich den ökologischen Menschen dem technokratischen vorziehe, dass dann manche Kritiker in böswilliger Absicht aus dem Achtung gegenüber der Natur empfindenden ökologischen Menschen das genaue Gegenteil, nämlich den arischen Herrenmenschen machten, ist evidentermaßen nicht mein Problem, sondern das, vielleicht sogar psychopathologische, dieser Herren.
MIZ: Kommen wir nun zur katholischen Kirche und ihrem Umgang mit Kritik. Als Sie sich 1972 als Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien entschlossen haben, aus der Kirche auszutreten, haben Sie da zu diesem Zeitpunkt die heftige Gegenreaktion der Amtskirche vorausgesehen?
Mynarek: Natürlich habe ich aufgrund der gesamten Kirchengeschichte der letzten zwei Jahrtausende gewusst: die Kirche verfolgt alles, was ihren Machtinteressen zuwiderläuft, verträgt selbst aber keinerlei Kritik, und sei diese noch so angebracht. Trotzdem war ich doch über die massiv-brutale Reaktion der Kirche auf meinen Kirchenaustritt, meinen Offenen Brief an den Papst und mein die inneren kirchlichen Zustände beschreibendes Buch "Herren und Knechte der Kirche" überrascht. Diese unangemessene Gegenreaktion der Kirche hing auch damit zusammen, dass ich der erste Universitätsprofessor der katholischen Theologie im deutschsprachigen Raum im 20. Jahrhunderts war, der der Kirche den Rücken kehrte. Immer noch lebt ja die Kirche von der Überzeugung und hämmert sie ihren Mitgliedern ein, es gäbe außerhalb der Kirche kein Heil. Selbst scharfe Kritiker der Kirche, wie Uta Ranke-Heinemann, Drewermann, Küng usw. sind von dieser Doktrin noch so stark geprägt, dass sie lieber in der Kirche bleiben und den entscheidenden, logisch zwingenden Schritt des Kirchenaustritts nicht vollziehen. Ich wusste viel klarer als die Genannten bereits vor meinem Kirchenaustritt: die Kirche vergisst nichts, verzeiht nichts, ist erbarmungslos in der Verfolgung ihrer Kritiker, kennt weder Unrechtsbewusstsein noch Gnade.
MIZ: Ihre Kritik brachte Sie ja auch in eine ökonomisch schwierige Lage. Einige Zeit standen Sie regelrecht auf der Straße. Wie kam es dazu? Was waren Ihre schlimmsten Erfahrungen während dieser Zeit?
Mynarek: Das Erste, was mir nach der Veröffentlichung meines Offenen, zugegeben sehr kritischen Briefes an den Papst in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften passierte, waren durchgestochene Reifen an meinem in der Nähe der Wiener Uni stehenden Wagen. Das wiederholte sich dann noch einige Male. Das Zweite war die Demontage meines Autos auf der Autobahn Wien-Salzburg. Die Bremsen funktionierten nicht mehr, fast alle Schrauben im Motorraum des Wagens waren gelockert. Ich bedaure, dass ich es mir von der Reparaturwerkstatt, die mich abschleppte, nicht schriftlich geben ließ, denn der Reparateur staunte Bauklötze und wiederholte nur immer: "Das ist ein wahres Wunder, dass Sie noch am Leben sind. Welcher Schweinehund macht nur so etwas?!" Etwas Ähnliches wiederholte sich noch einmal auf meiner Fahrt von München nach Würzburg.
Morddrohungen am Telefon bekam ich jeden Tag, übrigens schimpflicherweise auch meine Frau in meiner Abwesenheit, die ja nun an meinem Kirchenaustritt völlig schuldlos war, weil ich nicht wegen einer Frau, sondern wegen der unmenschlichen Machtstrukturen der Kirche ausgetreten war. Natürlich glauben einem die kirchlichen Machthaber das nicht. Sie können sich gar nicht vorstellen, dass man die Kirche aus idealistischen Motiven verlässt. So kamen hohe Vertreter der Kirche auch zu mir und sagten: "Mann, wegen einer Frau verlässt man doch nicht die Kirche. Bis zur Verlobung einschließlich kannst Du doch als Priester mit einer Frau machen, was Du willst. Nur heiraten darfst Du sie halt nicht. Aber das kann doch nicht so schwer sein, das gestattet dir doch im Grunde einer größere Freiheit."
Hinzu kamen dann aber auch weitere negative Konsequenzen. Ich verlor aufgrund des Konkordats zwischen dem Vatikan und Österreich meinen Lehrstuhl an der Uni Wien, obwohl einer der berühmtesten Rechtsgelehrten Österreichs gegenüber der Zeitschrift "Profil" erklärt hatte: "Wenn der österreichische Staat einen Wissenschaftler vom Range Mynareks nur wegen dessen Kirchenaustritt zwangspensioniert, dann ist das Konkordat in diesem Punkt verfassungwidrig."
MIZ: 1973 erschien dann Ihr Buch "Herren und Knechte der Kirche" bei Kiepenheuer und Witsch...
Mynarek: Ja, nachdem der Bertelsmann-Konzern unter dem Druck der Kirche vom bereits geschlossenen Buch-Vertrag mit mir zurückgetreten war, obwohl er ursprünglich mein Manuskript voll akzeptiert hatte. In der Interimszeit - Bertelsmann hatte den Vertrag bereits gebrochen, aber die Kirche wusste nicht, ob ich bereits einen neuen Verlag hatte - kam ein Delegierter des Münchner Kardinals Döpfners und erklärte mir: "Sie kriegen sofort wieder einen Lehrstuhl, wenn Sie das Buch nicht herausgeben und in den Schoß der Kirche zurückkehren. Wenn Sie das nicht tun, dann werden wir Sie mit 30 und mehr Gerichtsprozessen überziehen und dann werden Sie, im Rinnstein liegend, um die Gnade winseln, von der Kirche wieder aufgenommen zu werden. Denn Scheiterhaufen brennen nicht mehr, aber wir können auch heute noch Menschen finanziell vernichten".
MIZ: Es blieb nicht bei der Drohung...
Mybarek: Nein, nach der Veröffentlichung des Buches und den einstweiligen Verfügungen, die die Kirche gegen es erwirkte, wurden zwar nicht 30, aber immerhin 14 Prozesse gegen mich geführt, in denen die Kirchenfürsten, die sich durch mein Buch beleidigt fühlten, Schmerzensgelder von insgesamt 360.000,-- DM forderten und vom Gericht auch bewilligt bekamen. Als der Bertelsmann-Konzern sah, wie die Prozesse vor dem LG und OLG München wie geschmiert zu meinen Ungunsten liefen, schaltete auch er sich ein und verlangte plötzlich meinen Honorarvorschuss nebst 13,9 % Zinsen zurück. In Bayern verlor ich auch die Prozesse gegen Bertelsmann, der erst vor dem Bundesgerichtshof Karlsruhe zur Raison gebracht wurde, indem das Gericht sich auf den Standpunkte stellte, dass Bertelsmann eindeutig den Buchvertrag mit Mynarek gebrochen habe.
Insgesamt dauerten die Prozesse sechs Jahre lang und waren die schwerste Belastung meines Lebens. Auch einige von meinen eigenen Anwälten, die zunächst hoch erfreut waren, einen so sensationellen Fall in ihre Hände zu bekommen, kannten später, als ich keinen Pfennig mehr hatte, keine Gnade und pfändeten bei mir munter drauf los. Als man mir die letzte Schreibmaschine wegtrug und ich das Amtsgericht Kitzingen, wo mein Haus stand, darauf hinwies, dass ich als Schriftsteller auf die Schreibmaschine angewiesen sei, erklärte mir dieses: "Kirchenkritische Arbeiten können sie auch mit der Hand schreiben."
Angesichts der enormen finanziellen Verluste konnte ich auch mein Haus in Kitzingen nicht mehr behalten. Zwar hatte mir der Direktor einer bayerischen Bank eine Hypothek versprochen, die es mir gestattet hätte, das Haus zu halten. Aber unter dem Druck der Kirche erklärte er mir später, er habe nicht gewusst, dass ich so gefährlich lebe und mich mit der Kirche anlege, er müsse also die Hypothek-Zusage zurückziehen. Ich stand also mit meiner Frau und unserem hinzugekommenen Baby praktisch auf der Straße.
MIZ: Gab es Menschen innerhalb wie außerhalb der Kirche, die Ihnen in dieser schwierigen Zeit unter die Arme griffen?
Mynarek: Von Menschen innerhalb der Kirche waren es nur wenige, die in dieser Situation zu mir hielten. Einer von ihnen war der Wiener Pastoraltheologe Prof. Klostermann, der das Verhalten der Kirche mir gegenüber als grausam und unanständig empfand. Menschen außerhalb der Kirche gab es eine ganze Reihe, z.B. die beiden jüdischen Professoren Werner Peiser und Ossip K. Flechtheim. Letzterer intervenierte sogar bei der österreichischen Wissenschaftsministerin Frau Firnberg in meinem Fall und auch bei Herrn Mohn, dem Besitzer von Bertelsmann. Allerdings in beiden Fällen ohne Erfolg.
Der damalige Vorsitzende des Bundes der Konfessionslosen holte mich und meine Familie praktisch von der Straße, indem er mir zwei Zimmer in seiner Eigentumswohnung in Berlin zu einem geringen Mietpreis zur Verfügung stellte. Es gab auch eine hochherzige Initiative für mich, die sich "Solidaritätsaktion für die Opfer der modernen Inquisition" nannte und an der sich zahlreiche prominente Schriftsteller, Künstler, Freidenkerverbände, der Bund der Konfessionslosen, auch führende Vertreter der Jusos und Judos beteiligten, um gegen das Unrecht, dass die Kirche an mir vollzog, zu protestieren.
Eine fast schon wieder witzige Episode möchte ich in diesem Zusammenhang noch zum besten geben. Als kein Anwalt mehr meinen Fall übernehmen wollte, weil ich ja schon unter Offenbarungseid stand und nichts mehr zahlen konnte, da erbarmte sich meiner ausgerechnet kein Christ, sondern ein atheistischer Kommunist, der als Anwalt im Gegensatz zu meinen bisherigen Anwälten von mir keine horrenden Summen, sondern nur ganze 800,-- DM verlangte, obwohl er mich zwei Jahre lang vertrat. Aber ausgerechnet dieser atheistische Anwalt, der die bayerischen Verhältnisse aufs Beste kannte, wiederholte ständig eindringlich vor mir: "Prof. Mynarek, sagen Sie ja nicht vor Gericht, dass Sie kein Christ mehr sind, denn dann können Sie in Bayern keinen Prozess gewinnen."
MIZ: Papst Johannes Paul II. hat sich vor kurzem symbolisch für die "Sünden und Verfehlungen" der katholischen Kirche entschuldigt. Was halten Sie von dieser Aktion? Handelt es sich um ein gut kalkulierten PR-Gag, um einen billigen Versuch, das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen, oder um ein ernst gemeintes Unterfangen, die kirchliche Vergangenheit aufzubereiten, um aus ihr für die Zukunft zu lernen?
Mynarek: Es handelt sich nach meiner ehrlichen Überzeugung nur um einen gut kalkulierten PR-Gag. Dieser Papst hat in seiner ganzen Amtszeit seit seiner Wahl 1978 praktisch nichts anderes getan als solche PR-Gags auf all seinen Reisen durch die Welt. Den Herren der Kirche fehlt jedes Unrechtsbewusstsein, jedes Mitfühlen mit den Leidenden dieser Welt. Nie hat das Papsttum, nie der Vatikan irgendeine Spende für die durch Katastrophen - Erdbeben, Überschwemmungen etc. - Geschädigten aufgewendet. Er ruft das kirchliche Fußvolk und die Regierungen zu Spenden auf, er selbst spendet keine müde Mark. Stattdessen mischt er als Großaktionär in allen möglichen internationalen Konzernen mit, und zwar ohne Rücksicht auf die moralische Qualität dieser Konzerne, also auch in Rüstungsfirmen, Tierversuchsfarmen, Gen-Labors etc. pp.
Wäre das Schuldbekenntnis des Papstes wirklich ernst gemeint, dann müssten
1. die Nachkommen der Inquisitionsopfer ihren von der Kirche eingezogenen Besitz zurückbekommen und Geldentschädigungen dafür erhalten, dass sie noch generationenlang Gebühren für die durch die Hinrichtung ihrer Familienangehörigen der Kirche entstandenen Kosten zahlen mussten;
2.die Archive des Vatikans auch für das 20. Jahrhundert geöffnet werden. Bekanntlich hat der Vatikan sie nur bis 1903 freigegeben, um die Verbrechen der Kirche im 20. Jahrhundert zu verschweigen;
3. das öffentlich-staatliche Arbeits- und Tarifrecht auch in konfessionellen Einrichtungen (oft zu 90, teilweise zu 100 % vom Staat bezahlt!) wie Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen etc. eingehalten werden, so dass man nicht die kleine Kindergärtnerin, Krankenschwester oder Hausmeister wegen harmloser Verstöße gegen kirchliche Normen, z.B. Scheidung, schnurstracks herauswerfen kann;
4. Abweichler von der dogmatischen Lehre der Kirche (Professoren, Dozenten, Akademieprofessoren), die bisher keine echte Chance zur Verteidigung ihrer Thesen erhielten, und aus ihren Ämtern entfernt wurden, rehabilitiert werden;
5. der Vatikan Wiedergutmachungsleistungen vollziehen (z.B. an vielen Priestern, die jahrzehntelang für die Kirche gearbeitet haben und keinen Pfennig nach dem Ausscheiden aus ihrem Dienst oder ihrem Rausschmiss erhielten);
6. die Kirche ihre Schuld zugeben am Konkordat mit Hitler, durch den dieser auf der internationalen Bühne erst hoffähig wurde, sowie an ihrer tatkräftigen Unterstützung von Faschisten wie Mussolini, Franco, Paveli?, durch den 750.000 orthodoxe Serben umgebracht wurden;
7. die in und von der Kirche noch immer diskriminierten Homosexuellen endlich gleichberechtigt behandelt werden;
8. die Kirche aufhören, neue religiöse und weltanschauliche Gruppierungen durch die neuen Inquisitoren, sprich die Sektenbeauftragten der Kirche, zu bespitzeln und zu verfolgen;
9. die oft mit Hilfe der Amtskirche geschehende Unterdrückung und Vertreibung der Eingeborenen in rohstoffreichen Gebieten durch kapitalkräftige Gesellschaften beendet werden.
Die Liste dessen, was die Kirche zur Bereinigung ihrer immensen Schuld heute tun müsste, ließe sich noch fast endlos verlängern.
MIZ: Michael Schmidt-Salomon hat in einer früheren Ausgabe der MIZ geschrieben, das Christentum sei zwar theoretisch widerlegt, aber (weltweit gesehen) alles andere als erledigt. Was halten Sie von dieser Einschätzung? Welche Zukunft geben Sie dem christlichen Glauben?
Mynarek: Auch ich bin der Meinung, dass Jesus, wenn er denn gelebt hat, ein galiläischer Wanderprediger war, der gar nicht daran dachte, seine jüdische Religion zu verlassen oder gar eine neue zu gründen. Als Stifter des Christentums, allerdings eines Christentums, das mit den religiösen Vorstellungen Jesu gar nichts mehr zu tun hat, kommt allenfalls Paulus in Frage. Dinge wie die Geburt aus einer Jungfrau, die Erbsündenlehre, der Tod Jesu am Kreuz zur Tilgung der Sünden der Menschheit oder die Einsetzung eines kannibalistischen Abendmahls, in dem das Blut und der Leib der Gottheit genossen wird, wären dem Juden Jesus nicht mal im Traum eingefallen. Insofern schwebt das Christentum in der Luft, es hat keine Grundlage in der wirklichen Geschichte, zumindest nicht die, die die Kirchen und gewisse sich christlich nennende Parteien behaupten und proklamieren. Aber das Kuriose ist: Der enorme Glaubwürdigkeitsverlust des Christentums und der Kirchen seit der Aufklärung ändert nicht automatisch etwas an den real-existierenden Machtverhältnissen. Das real-existierende, also das als Kirche existierende Christentum ist universales und totalitäres Machtstreben unter dem Vorwand der Religiosität. Und Macht ist Geld! Solange die Kirchen in Deutschland 18 Milliarden durch die staatlich eingezogene Kirchensteuer und weitere mindestens 14 Milliarden aufgrund diverser Privilegien vom Staat geschenkt bekommen, wird sich an diesen Machtverhältnissen kaum etwas ändern, können die Kirchen mit diesem Geld, das bekanntlich nicht stinkt, alle wichtigen Zweige und Institutionen des öffentlichen Lebens schmieren, massiv beeinflussen und unterwandern.
MIZ: Herr Professor Mynarek, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
 
Empfehlenswerte Bücher von Hubertus Mynarek:
Eros und Klerus. Verlag Die Blaue Eule, Essen 1999, Neuauflage. 216 Seiten, DM 48,- . (ISBN 3-89206-950-6)
Ein brillant geschriebenes Buch über die tragisch-komischen sexuellen Nöte des Christenmenschen. Die gegenüber der Originalausgabe erweiterte und erheblich verbesserte Neuauflage verfügt zusätzlich über ein großes Anhangskapitel, das über das erstaunlich ergiebige Thema "Phallus-Symbolik im Christentum" informiert.
Denkverbot. Fundamentalismus in Christentum und Islam. Knesebeck-Verlag, München 1992. 112 Seiten, DM ? (ISBN 3-926901-45-4)
Eine präzise, knapp gehaltene, zum Nachdenken zwingende Einführung in das Thema. Wie Mynarek aufzeigt, ist der Fundamentalismus keine zufällige Zeiterscheinung, kein tragischer Unfall der Weltreligionen, sondern schon in den grundsätzlichen Glaubenswahrheiten der monotheistischen Religionen angelegt.
Jesus und die Frauen. Das Liebesleben des Nazareners. Verlag Die Blaue Eule, Essen 1999, Neuauflage. 200 Seiten, DM 29,- . (ISBN 3-89206-935-2)
Eine der klarsten, spannendsten und auch humorvollsten Darstellungen der zutiefst widersprüchlichen Gestalt des biblischen Jesus. Sehr empfehlenswert.
Die neue Inquisition. Sektenjagd in Deutschland. Verlag Das weiße Pferd, Marktheidenfeld 1999. 489 Seiten, 18 Euro (ISBN 3-9808322-1-X)
Heftig umstritten, aber lesenswert: Mynareks Abrechnung mit den kirchlichen und staatlichen Sektenbeauftragten. Auch wenn das Buch insgesamt zu einseitig argumentiert (die notwendige Kritik am Irrationalismus der Sekten fällt unter den Tisch), es enthält zweifellos bemerkenswerte Einsichten in die Mentalität, Motivation und Methoden neuer und alter Inquisitoren.

Quelle: schmidt-salomon.de

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