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Elischua
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Hubertus Mynarek ein Kirchenkritiker
Hubertus Mynarek ein Kirchenkritiker
Vita des Prof. Dr. theol. Hubertus Mynarek |
Der Religionswissenschaftler, Philosoph und Theologe Hubertus Mynarek ist einer der prominentesten Kirchenkritiker des 20. und 21. Jahrhunderts.
Nach dem Studium der Philosophie, Psychologie und Theologie promovierte er im Fach Theologie und habilitierte sich an der Universität Würzburg für
Vergleichende Religionswissenschaft und Fundamentaltheologie. Als Professor lehrte er an den Universitäten Bamberg und Wien u.a.
Vergleichende Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und Fundamentaltheologie. 1972 war er Dekan der Katholisch-Theologischen
Fakultät der Universität Wien.
Mynarek war der erste Universitätsprofessor der Theologie im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts, der es wagte, aus der Katholischen Kirche auszutreten. Mit einem offenen Brief an den Papst prangerte er dessen Herrschsucht, die Machtstrukturen und das Profitstreben der kirchlichen Hierarchie an und verabschiedete sich damit aus diesem totalitären System.
Als Mynarek 1973 das Buch "Herren und Knechte der Kirche" über die innersten Zustände in der Kirche herausgab, wurde er mit 15 Gerichtsprozessen und Schadensersatzklagen von Seiten sich durch sein Buch beleidigt fühlender Kirchenvertreter überzogen.
Ein Neuerscheinen dieses Buches war wegen Einstweiligen Verfügungen und schwebender Prozesse jahrzehntelang faktisch verboten. Erst im Jahre 2002 erschien die nun aktualisierte und noch brisantere Neuauflage unter demselben Titel.
Diese Neuauflage ist nur noch über den Ahriman Verlag, Freiburg, oder direkt über den Autor beziehbar. In den Werken "Eros und Klerus", "Casanovas in Schwarz" und "Jesus und die Frauen" beleuchtet Mynarek die inhumane Sexualmoral der Kirche von allen Seiten und ihre fürchterlichen praktischen Konsequenzen.
In "Denkverbot", "Zwischen Gott und Genossen", "Erster Diener seiner Heiligkeit", "Verrat an der Botschaft Jesu", "Die Neue Inquisition" und in den Papstbüchern „Der polnische Papst“ (über Wojtyla) und „Papst-Entzauberung“ (über Ratzinger) werden die Machtallüren und Machtintrigen der Kirche und ihrer Führer anschaulich und detailliert beschrieben.
Der Kulturphilosoph
Mynarek ist aber auch als Kulturphilosoph und Begründer einer dogmenfreien Ökologischen Religion und eines Ökologischen Humanismus hervorgetreten.
Dieses Ansinnen verbreiten seine Bücher "Ökologische Religion", "Religiös ohne Gott?", "Orientierung im Dasein", "Die Vernunft des Universums", "Mystik und Vernunft" und "Die Kunst zu sein".
Der Fall Mynarek
Aber auch in der religionskritischen Szene ist Mynarek heftig umstritten. Für viele war unverständlich, daß er sein Buch Die neue Inquisition. Sektenjagd in Deutschland ausgerechnet im Verlag Das Weiße Pferd, dem Hausverlag des Universellen Lebens, veröffentlichte. Gravierender ist sicherlich Mynareks unklares Verhältnis zu Religiosität. Naturreligiöse Vorstellungen, wie sie in Ökologische Religion. Ein neues Verständnis der Natur (1986) und seitdem in diversen Aufsätzen formuliert werden, warfen die Frage nach der Abgrenzung gegenüber organizistischen Gesellschaftsmodellen und der naturorientierten Spiritualität der Rechten auf; einige KritikerInnen wollten in dem Werk sogar faschistoide Züge erkennen.
Auch innerhalb der MIZ-Redaktion wurde durchaus kontrovers diskutiert, ob es richtig ist, Hubertus Mynarek in der MIZ ein Forum zu bieten. Sein Naturverständnis kann - selbst wenn es nicht intendiert sein mag, was wir gerne unterstellen - reaktionären Auslegungen Vorschub leisten. Andererseits halten wir die Kenntnisse des Kirchenkritikers Mynarek für zu wichtig, um sie einfach zu übergehen. Und bei aller Kritik gestehen wir Mynarek das Recht auf eine faire Auseinandersetzung zu. Das engstirnige Beharren auf "Political Correctness" schafft innere Scheren im Kopf, die in der Lage sind, Geistesfreiheit nachhaltig zu beschneiden. Dem möchte die MIZ-Redaktion entgegenwirken.
Es ist doch leider in Deutschland so, dass die beiden "christlichen" Großkirchen, die ja im Grunde, soziologisch betrachtet, ebenfalls Sekten sind, eben über besondere Macht verfügende Großsekten, den gesamten Religionsbereich allein für sich usurpieren, patentieren, monopolisieren und den Staat trotz der grundgesetzlich verbürgten weltanschaulichen Neutralität für ihre Ziele einspannen, um alle rechtlichen und finanziellen Privilegien, die der Staat der Religion gewährt, allein in ihre Kanäle fließen zu lassen. Daher das Unding, das nicht bloß die beiden um ihre Sonderstellung und ihre Privilegien fürchtenden Kirchen, sondern sogar auch der Staat Sektenbeauftragte einsetzt, die die vermeintlich so bösen Sekten bekämpfen sollen.
Die von den Kirchen geschürte Sektenphobie und -hysterie kennt teilweise keine Grenzen mehr, obwohl die Sekten- und Psychokulten gewidmete Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags nach jahrelangen Recherchen feststellen musste, dass von den Sekten in Deutschland keine nennenswerten Gefahren ausgehen. Mein Buch behandelt die durchaus cleveren, ja raffinierten Strategien und Methoden der neuen Inquisitoren, sprich der Sektenbeauftragten, die darauf abzielen, alle nichtkirchlichen Gruppierungen der totalen sozialen Ächtung anheim fallen zu lassen. Man stelle sich nur vor, wie der gesamte Medienwald aufheulen würde, wenn in den Sekten derart häufig und massiv sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen getrieben würde, wie dies durch Priester der beiden Großkirchen immer wieder geschieht.
Was halte ich nun von den Offenbarungen der Gabriele Wittek? Dazu muss ich sagen: Ich bin aufgrund eingehenden Studiums vieler Denksysteme zum Agnostiker geworden. Mein Credo: Wir können zwar unendlich viele "letzte" Sinnfragen stellen, auch alle mögliche Antworten darauf geben. Es muss uns nur stets klar sein, dass keine Antwort unfehlbar wahr sein kann, dass wir immer Sinn Suchende, Sinn Erfragende, uns eigenen Sinn Gebende sein werden. Diese meine Überzeugung kann auch die Prophetin des UL nicht erschüttern. Man sollte sie aber wegen ihrer "unfehlbaren Eingebungen aus dem Jenseits" nicht ungerechter behandeln als den Papst, der das Gleiche behauptet, wobei sich der Papst als einziger Guru einer religiösen Institution diese Unfehlbarkeit noch dogmatisieren ließ. Ich muss noch hinzufügen, dass ich in meinem Buch "Denkverbot" alle Unfehlbarkeiten, alle Offenbarungen aus angeblich metaphysischen Höhen als Inspirationen, Intuitionen, Projektionen und dergleichen mehr kritisierte. Dem UL war dieser Standpunkt bekannt, trotzdem war man dort so tolerant, mir keine Vorbedingungen in Bezug auf mein Buch "Die Neue Inquisition" zu stellen. Das wäre bei den Kirchen unmöglich gewesen!
Ich gebe jedoch einem Denker wie Schmidt-Salomon, der die kirchliche wie die Sektenszene kennt, recht, wenn er sagt, dass man in katholischen und evangelischen Akademien mehr Rationalisten und Agnostiker antrifft als im UL. Tatsächlich war ja ein Grund meines Kirchenaustritts, dass ich so vielen Agnostikern, ja Atheisten unter den hohen Würdenträgern der beiden Kirchen begegnete, die aber zugleich vor dem kirchlichen Fußvolk, den staatlichen Behörden und der Öffentlichkeit die angebliche Kraft ihres Glaubens betonten. Es gibt nur wenig Schlimmeres als diese heuchlerische Schizophrenie, die aber groteskerweise die Stabilisierung des charakterlosen staatskirchlichen Mischverhältnisses noch verstärkt.
Interessanterweise hat mein Buch in fast allen Lagern heftige Gegner gefunden. Paradoxerweise auch bei den Christen. Aber auch da trifft Deschner den heute verschleierten bzw. ins Gegenteil ökologisch hochgejubelten Tatbestand, wenn er betont: "Für das Christentum beginnt die Tragödie des Tiers, die größte Tragödie auf Erden, bereits im Alten Testament ... Biblischer Tierschutz? ... Der nackte Egoismus einer Viehzüchterreligion!"
Manche Atheisten, vor allem marxistischer Prägung, wollten in meiner Erweiterung des Naturbegriffs, in dem Umstand, dass ich die Natur nicht nur in ihrem grausamen Daseinskampf, sondern in ihrem ästhetischen, kommunikativen, symbiotischen, bewusstseinsmäßigen etc. Aspekten sehe und bewundere, nicht nur neuheidnische Schwärmerei, sondern sogar faschistoide Elemente erblicken. Sie kennen ihren Marx nicht, der an zahlreichen Stellen seiner Werke geradezu überschwänglische Hymnen auf die Natur singt.
Natürlich würde ich heute manche neue Details in mein Buch einbringen. Aber an der Grundstruktur und Grundintention meines Buches brauche ich nichts zu ändern, weil sie nichts Reaktionäres oder Faschistoides enthält. Dass ich den ökologischen Menschen dem technokratischen vorziehe, dass dann manche Kritiker in böswilliger Absicht aus dem Achtung gegenüber der Natur empfindenden ökologischen Menschen das genaue Gegenteil, nämlich den arischen Herrenmenschen machten, ist evidentermaßen nicht mein Problem, sondern das, vielleicht sogar psychopathologische, dieser Herren.
Morddrohungen am Telefon bekam ich jeden Tag, übrigens schimpflicherweise auch meine Frau in meiner Abwesenheit, die ja nun an meinem Kirchenaustritt völlig schuldlos war, weil ich nicht wegen einer Frau, sondern wegen der unmenschlichen Machtstrukturen der Kirche ausgetreten war. Natürlich glauben einem die kirchlichen Machthaber das nicht. Sie können sich gar nicht vorstellen, dass man die Kirche aus idealistischen Motiven verlässt. So kamen hohe Vertreter der Kirche auch zu mir und sagten: "Mann, wegen einer Frau verlässt man doch nicht die Kirche. Bis zur Verlobung einschließlich kannst Du doch als Priester mit einer Frau machen, was Du willst. Nur heiraten darfst Du sie halt nicht. Aber das kann doch nicht so schwer sein, das gestattet dir doch im Grunde einer größere Freiheit."
Hinzu kamen dann aber auch weitere negative Konsequenzen. Ich verlor aufgrund des Konkordats zwischen dem Vatikan und Österreich meinen Lehrstuhl an der Uni Wien, obwohl einer der berühmtesten Rechtsgelehrten Österreichs gegenüber der Zeitschrift "Profil" erklärt hatte: "Wenn der österreichische Staat einen Wissenschaftler vom Range Mynareks nur wegen dessen Kirchenaustritt zwangspensioniert, dann ist das Konkordat in diesem Punkt verfassungwidrig."
Insgesamt dauerten die Prozesse sechs Jahre lang und waren die schwerste Belastung meines Lebens. Auch einige von meinen eigenen Anwälten, die zunächst hoch erfreut waren, einen so sensationellen Fall in ihre Hände zu bekommen, kannten später, als ich keinen Pfennig mehr hatte, keine Gnade und pfändeten bei mir munter drauf los. Als man mir die letzte Schreibmaschine wegtrug und ich das Amtsgericht Kitzingen, wo mein Haus stand, darauf hinwies, dass ich als Schriftsteller auf die Schreibmaschine angewiesen sei, erklärte mir dieses: "Kirchenkritische Arbeiten können sie auch mit der Hand schreiben."
Angesichts der enormen finanziellen Verluste konnte ich auch mein Haus in Kitzingen nicht mehr behalten. Zwar hatte mir der Direktor einer bayerischen Bank eine Hypothek versprochen, die es mir gestattet hätte, das Haus zu halten. Aber unter dem Druck der Kirche erklärte er mir später, er habe nicht gewusst, dass ich so gefährlich lebe und mich mit der Kirche anlege, er müsse also die Hypothek-Zusage zurückziehen. Ich stand also mit meiner Frau und unserem hinzugekommenen Baby praktisch auf der Straße.
Der damalige Vorsitzende des Bundes der Konfessionslosen holte mich und meine Familie praktisch von der Straße, indem er mir zwei Zimmer in seiner Eigentumswohnung in Berlin zu einem geringen Mietpreis zur Verfügung stellte. Es gab auch eine hochherzige Initiative für mich, die sich "Solidaritätsaktion für die Opfer der modernen Inquisition" nannte und an der sich zahlreiche prominente Schriftsteller, Künstler, Freidenkerverbände, der Bund der Konfessionslosen, auch führende Vertreter der Jusos und Judos beteiligten, um gegen das Unrecht, dass die Kirche an mir vollzog, zu protestieren.
Eine fast schon wieder witzige Episode möchte ich in diesem Zusammenhang noch zum besten geben. Als kein Anwalt mehr meinen Fall übernehmen wollte, weil ich ja schon unter Offenbarungseid stand und nichts mehr zahlen konnte, da erbarmte sich meiner ausgerechnet kein Christ, sondern ein atheistischer Kommunist, der als Anwalt im Gegensatz zu meinen bisherigen Anwälten von mir keine horrenden Summen, sondern nur ganze 800,-- DM verlangte, obwohl er mich zwei Jahre lang vertrat. Aber ausgerechnet dieser atheistische Anwalt, der die bayerischen Verhältnisse aufs Beste kannte, wiederholte ständig eindringlich vor mir: "Prof. Mynarek, sagen Sie ja nicht vor Gericht, dass Sie kein Christ mehr sind, denn dann können Sie in Bayern keinen Prozess gewinnen."
Wäre das Schuldbekenntnis des Papstes wirklich ernst gemeint, dann müssten
1. die Nachkommen der Inquisitionsopfer ihren von der Kirche eingezogenen Besitz zurückbekommen und Geldentschädigungen dafür erhalten, dass sie noch generationenlang Gebühren für die durch die Hinrichtung ihrer Familienangehörigen der Kirche entstandenen Kosten zahlen mussten;
2.die Archive des Vatikans auch für das 20. Jahrhundert geöffnet werden. Bekanntlich hat der Vatikan sie nur bis 1903 freigegeben, um die Verbrechen der Kirche im 20. Jahrhundert zu verschweigen;
3. das öffentlich-staatliche Arbeits- und Tarifrecht auch in konfessionellen Einrichtungen (oft zu 90, teilweise zu 100 % vom Staat bezahlt!) wie Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen etc. eingehalten werden, so dass man nicht die kleine Kindergärtnerin, Krankenschwester oder Hausmeister wegen harmloser Verstöße gegen kirchliche Normen, z.B. Scheidung, schnurstracks herauswerfen kann;
4. Abweichler von der dogmatischen Lehre der Kirche (Professoren, Dozenten, Akademieprofessoren), die bisher keine echte Chance zur Verteidigung ihrer Thesen erhielten, und aus ihren Ämtern entfernt wurden, rehabilitiert werden;
5. der Vatikan Wiedergutmachungsleistungen vollziehen (z.B. an vielen Priestern, die jahrzehntelang für die Kirche gearbeitet haben und keinen Pfennig nach dem Ausscheiden aus ihrem Dienst oder ihrem Rausschmiss erhielten);
6. die Kirche ihre Schuld zugeben am Konkordat mit Hitler, durch den dieser auf der internationalen Bühne erst hoffähig wurde, sowie an ihrer tatkräftigen Unterstützung von Faschisten wie Mussolini, Franco, Paveli?, durch den 750.000 orthodoxe Serben umgebracht wurden;
7. die in und von der Kirche noch immer diskriminierten Homosexuellen endlich gleichberechtigt behandelt werden;
8. die Kirche aufhören, neue religiöse und weltanschauliche Gruppierungen durch die neuen Inquisitoren, sprich die Sektenbeauftragten der Kirche, zu bespitzeln und zu verfolgen;
9. die oft mit Hilfe der Amtskirche geschehende Unterdrückung und Vertreibung der Eingeborenen in rohstoffreichen Gebieten durch kapitalkräftige Gesellschaften beendet werden.
Ein brillant geschriebenes Buch über die tragisch-komischen sexuellen Nöte des Christenmenschen. Die gegenüber der Originalausgabe erweiterte und erheblich verbesserte Neuauflage verfügt zusätzlich über ein großes Anhangskapitel, das über das erstaunlich ergiebige Thema "Phallus-Symbolik im Christentum" informiert.
Eine präzise, knapp gehaltene, zum Nachdenken zwingende Einführung in das Thema. Wie Mynarek aufzeigt, ist der Fundamentalismus keine zufällige Zeiterscheinung, kein tragischer Unfall der Weltreligionen, sondern schon in den grundsätzlichen Glaubenswahrheiten der monotheistischen Religionen angelegt.
Eine der klarsten, spannendsten und auch humorvollsten Darstellungen der zutiefst widersprüchlichen Gestalt des biblischen Jesus. Sehr empfehlenswert.
Heftig umstritten, aber lesenswert: Mynareks Abrechnung mit den kirchlichen und staatlichen Sektenbeauftragten. Auch wenn das Buch insgesamt zu einseitig argumentiert (die notwendige Kritik am Irrationalismus der Sekten fällt unter den Tisch), es enthält zweifellos bemerkenswerte Einsichten in die Mentalität, Motivation und Methoden neuer und alter Inquisitoren.
Quelle: schmidt-salomon.de